Die Grundlage dieser musikalischen Revolution wurde vor Jahren gelegt, als Musik das Leben der drei Bandmitglieder veränderte. Darren Decoder (aka Darren Beale) begann in der Schulzeit in diversen Punkbands zu spielen und schrieb seine ersten Songs. Er merkte jedoch schnell, dass ihm etwas fehlte. „Der Sound meiner Gitarre fing an, mich zu langweilen. Ich verwendete so viele Effekte bis es sich nicht mehr nach einer Gitarre anhörte.“ Die Rettung kam in Form des Gründers von Portishead, Geoff Barrow, der Darrens Langeweile mit ein paar Tipps und Tricks ein Ende setzte. „Geoff offenbarte mir die Möglichkeiten der Elektronik. Was er mir mit seinen Samplern zeigte, warf mich um! So etwas hatte ich noch nie gesehen.“ Mit der wiederentdeckten Begeisterung für die Musik verkaufte Darren seine Gitarre und schaffte sich einen Atari und einen Sampler an. „Zu dieser Zeit startete auch die Rave-Szene in England und übte einen großen Einfluss auf mich aus. Ich liebte Orbital und 808 State, also fing ich an, elektronische Stücke zu schreiben. Anfangs schrieb ich viel Hardcore für Raves und ging dann langsam zum ambient Drum’n’Bass wie z.B. LTJ Bukem über, bis ich dann mit Markee bei Raves und Parties in Bristol zum DJ umsattelte. Im Grunde habe ich die ganze Strecke der Elektro-Musik abgelaufen.“
Gemeinsam veranstalteten Darren und das ehemalige Indiekid Markee Substance, die Seminal Ruffneck Ting Club Nights in und um Bristol, auf denen das komplette Sortiment an Elektro-Beats keine Wünsche offen ließ. Markee wuchs mit The Smiths, Echo and the Bunnymen und später mit den Stone Roses sowie den Happy Monday’s auf und etablierte sich als DJ in der blühenden Drum’n’Bass Szene. Schon bald darauf ließ es sich das Schicksal nicht nehmen, dass die Zwei auf Sian Evans trafen. Sian verlies schon im zarten Alter von 16 Jahren ihre kleine Heimatstadt in Süd Wales und kämpfte sich zur walisischen Hauptstadt Cardiff durch. Dort lebte sie bei Freunden oder in besetzten Häusern und schlug sich mit mehreren Jobs durch. Sie ließ sich keine Party im Land entgehen. Als die Raveszene 1991 ihren Gipfel erreichte, kam ihr Sohn, Yves, auf die Welt und zwang sie dazu, ihre Prioritäten neu zu setzen. Die darauffolgenden vier Jahre verbrachte Sian, mit ihrem Sohn im Gepäck, auf Umweltprotesten und jobbte auf Sommerfestivals. Dieser neue Lebensstil überzeugte Sian vom Leben im Freien. So zog sie 1996 mit Yves neun Monate lang in ein Tipi. „Ich empfand es einfach als wundervolle Art zu Leben und wollte Yves die Freiheit geben herumzulaufen und Erfahrungen zu sammeln.“ Nachts schrieb Sian Songs. „Als Kind schrieb ich alles in meine Tagebücher und formulierte es dann in Gedichte um. Es half mir immer meine Gedanken zu ordnen.“ Sie beschloss daraufhin, dass ihre Zukunft in der Musik lag und machte sich auf den Weg nach Bristol, um eine Band zu gründen. Hier kamen Darren und Markee ins Spiel. „Ich hatte beim ersten Mal im Studio noch nicht mal meinen Mantel ausgezogen und fing sofort an Lieder mit den Jungs zu schreiben, wobei ich anfangs total nervös war. Vor der Zeit mit Kosheen sah ich mich nie als Songwriter. Ich empfand das Schreiben immer als etwas, das ich für mich tat. Mit 15 wurde mir in meiner ersten Band weiß gemacht, dass ich mich damit abfinden sollte im Hintergrund zu stehen und mit dem Hintern zu wackeln. Das hinterließ tiefe Narben. Mit Kosheen sang ich einfach drauf los und Markee fand es wundervoll.“ Als Trio lernte die Band schnell, ihre unterschiedlichen Vorlieben für Rock, Hip-Hop, Jazz, Drum ’n’ Bass und walisische Volksmusik zu kombinieren.
Die Welt war einhellig der Meinung: Kosheen ist eine besondere Band. Ihre erste Single „Hide U“ wurde 2002 zu einer Hymne und stürmte in den UK-Charts auf Platz 6. In Deutschland schaffte es die zweite Single „Catch“ unter die Top 20 und gehörte zu den 15 erfolgreichsten Dancesingles des Jahres. Dass sie mit Ihrem ersten Longplayer "Resist" einen Klassiker ablieferten, ist aufgrund der nicht enden wollenden Flut von Preisen und Auszeichnungen mittlerweile unbestritten. Hierzulande gab es eine Echo-Nominierung als "Best International Dance Act" und auch das englische Pendant - die Brit Awards hatte die Band neben Acts wie den Chemical Brothers und Groove Armada auf der Nominierungsliste für den "Best British Dance Act". Selbst Ronan Keating erklärte sich zum größten Fan der Gruppe. Das Album erreichte Platz 6 in UK und fand sich in Australien, den Niederlanden, Belgien und Griechenland in den Top 30. In Deutschland verkauft das Album seit seiner Veröffentlichung stetig im mindestens dreistelligen Bereich pro Woche und tummelte sich insgesamt 11 Wochen in den Top 100. ‚Hide U’ gewann in den USA den ‚Best Remix’ bei den Muzik Dance Awards und ‚Record of the Year’ bei den Dancestar Awards in Miami. Die LA Times bezeichnete Kosheen als eine der vier heißesten neuen elektronischen Bands. Weltweit verkaufte sich das Debut über eine halbe Mio. Mal! „Ich habe die Theorie,“ erklärt Markee „dass die Menschen Qualität schätzen.“
„Resist“ brachte Kosheen in 33 Länder und eindrucksvolle 141 Shows mit rund einer ¾ Mio. Zuschauern, worunter sich auch zwei ausverkaufte Deutschlandtouren befanden. „Da die Songs so melodiös sind, lassen sie sich auch auf der Bühne gut umsetzen,“ meint Sian. „Da der Großteil unserer Lieder mit Hilfe einer Gitarre geschrieben wurden, konnten sie auch gut performt werden. Du weißt einfach, dass ein Lied gut ist, wenn man es auch außerhalb des üblichen musikalischen Kontexts spielen kann. Viele unserer Zuschauer sind anfangs schockiert, wenn sie auf unseren Konzerten eine richtige Band mit Schlagzeug usw. auf der Bühne finden.“ Im Sommer 2001 zementierte Kosheen ihren Ruf als großartige Liveband mit einem Auftritt in Serbien. Das Konzert war das Erste einer internationalen Gruppe seit Anfang der Unruhen auf dem Balkan. „Im Flugzeug nach Jugoslawien dachten wir uns alle warum zum Teufel die uns dahinschicken,“ grinst Markee. „Wir hatten keine Ahnung was uns dort erwartet. Plötzlich standen wir vor 20.000 Fans auf der Bühne, die alle begeistert „Catch“ sangen. Sian und ich schauten uns total perplex an und dachten uns: was geht denn hier ab?!“
Selbstverständlich bescherte das viele Touren und die gesammelten Eindrücke auch Inspiration für neue Songs. Das Resultat: „Kokopelli“. Ein Album mit dem Namen des nordamerikanischen Indianersymbols für Fruchtbarkeit, Individualität und Musik. Auf dem Album findet sich eine Sammlung von hypnotisch intimen Tracks, direkt aus der Seele der Band, die als Einflüsse die Pretenders, The Cure, Kate Bush und Radiohead nennt. „Es ist stärker und finsterer als das Letzte,“ sagt Darren, „und auch persönlicher. Die Gitarren sind dominanter, was aber nicht heißen soll, dass es ein Rockalbum ist. Wir haben einige Elemente aus dem Rock und anderen Musikbereichen, die uns gut gefallen, zugefügt und haben diesmal Songs geschrieben, die anders klingen als das was man von Kosheen kennt. Ich möchte einfach nie in eine bestimmte Schublade gesteckt werden können.“ Auch diesmal schlägt sich der Kontrast zwischen Sians Einflüssen walisischer Volksmusik und dem elektronischen Background Darrens und Markees positiv in den Songs nieder. Sian offenbart sich Track für Track mit persönlicheren Texten. Wo der düstere Track „Recovery“ vom Gefühl des Nicht-Hineinpassens und exzessiven Drogen- und Alkoholmissbrauchs erzählt, handelt die erste Single „All in My Head“ von der unzerbrechlichen Liebe einer Fernbeziehung. Der Text wurde inspiriert von einem Telefongespräch zwischen Sian und ihrem Freund. Der Song „Coming Home“ handelt hingegen von der Sehnsucht die, die man liebt wiederzusehen. „Dieses Lied gewinnt auf Tour immer an Bedeutung,“ erzählt Sian. „Beim Gedanken an zuhause wird mir immer warm ums Herz. Es ist einfach ein wundervolles Gefühl, in die Arme deines Geliebten oder deiner Kinder heimzukommen.“
Auch mit den neuen Stücken freuen sich Kosheen bereits wieder darauf den Studio-Sound live auf der Bühne zu präsenteren. Der Ort, an dem sie wahrhaftig bewiesen haben, eine Band ohne Limits zu sein. „Ich glaube, dass wir einfach anders als alle Anderen sind,“ behauptet Markee entschlossen. „Wir können jede große Bühne live rocken, aber auch einen kleinen Club zum vibrieren bringen. Im Grunde sind wir ja nur furchtbar gierig!“