Toni Kitanovski: E-Gitarre
Cherkezi Rashid: Trompete
Asan Rashid: Trompete
Ali Rashid: Alt-Saxophon
Vilhen Mamudov: Basstuba
Sefer Ismailov: Tupan
Aleksandar “Sascha” Sekulovski: Drums
Kennen Sie den mazedonischen Film “Before the Rain”? Ein Intellektueller, der die Welt gesehen hat, kehrt nach Mazedonien heim – und findet einen heroischen Tod. Auch Toni Kitanovski kehrte nach 12 Jahren USA-Aufenthalt nach Mazedonien zurück, aber um zu leben und Leben zu schenken. Er war maßgeblich am Aufbau der dortigen Jazzszene beteiligt (in jeder maz. Stadt gibt es mindestens fünf Jazz-Clubs) und half der legendären Gypsyband Cherkezi aus den Slums von Skopje zu internationalem Ansehen.
Über drei Generationen spannt sich das musikalische Genie der Rashids, der Familienkern der Band. Benannt ist die Gruppe nach ihrem Patriarchen, Gründer und zugleich jugendlichsten Mitglied Cherkez Rashid. Cherkez begann mit acht Jahren Trompete zu spielen – und das hatte folgende Bewandtnis. Er war damals inmitten einer Gruppe von Zigeunern, die von der SS zusammengetrieben wurde. Im Minutentakt erschossen die Soldaten einen nach dem anderen, auch Kinder und Frauen. Da trat ein beherzter Zigeuner vor und erzählte den Soldaten, sie hätten gerade seinen besten Freund erschossen. Er wolle sich von ihm mit einem letzten Lament auf seiner Trompete verabschieden. Dann könnten sie auch ihn töten. Der Zigeuner spielte so seelenvoll, dass es den SS-Soldaten die Tränen in die Augen trieb. Was sie nicht davon abhielt, auch ihn prompt über den Haufen zu schießen – die anderen aber, darunter auch Cherkezi, ließen sie laufen. Der nahm die Trompete des ermordeten Musikers und …
Toni Kitanovski hat in seinem Leben viel erreicht. Der Györgi-Ligeti-Schüler studierte am renommierten Berkelee-College of Music in Boston und war fixer Bestandteil der Jazz-Szenen New Yorks und Bostons. Zurückgekehrt nach Mazedonien, ist er die „gute Seele“ des dortigen Jazz – und mehr noch: Politiker fragen den belesenen und politisch weisen Jazzgitarristen um Rat. Neben Vlatko Stefanovski ist er der wichtigste Gitarrist des südlichen Balkanraums (und übrigens, für alle die das interessiert, der Enkel der bulgarischen Prinzessin Mara, wie er erst kürzlich erfuhr), er ist Mitglied des All-Star-Orchestras „Balkan Winds“ und bevorzugter Partner von Vasil Hadžimanov und Theodosii Spassov. Sein Herz hängt jedoch an Cherkezi, jener brillanten Balkan-Brass-Band, deren Mentor er wurde.
Unter seiner Ägide brachte diese spielerische Disziplin in ihr trancehaft-ekstatisches Spiel, ohne dass Letzteres darunter litt. Immer schon hatten Cherkezi neben mazedonischen, albanischen, serbischen und türkischen Stücken – wie sich das für eine Gypsyband gehört – auch Jazz- und Latin-Standards gespielt. Toni brachte neuen Drall & Drive ins Konzept und lehrte sie Erik Satie, Charles Mingus, Ornette Coleman, afrikanische Rhythmen und seine eigenen Kompositionen zu spielen. Sein bevorzugter Drummer Sascha Sekulovski verstärkt den Jazz-Touch: Es entsteht eine fiebrige und unheimlich niveauvolle Mischung, die das Beste des balkanischen Orients – angetrieben von Tonis funkigen Saitenriffs – mit einem zeitlos weltläufigen Chic verbindet.
Eines der ungewöhnlichsten Musikexperimente des Balkans.