Vorsicht: Falls Sie ein gemischtes Ethno-Allerlei erwarten, werden sie enttäuscht sein. Denn hier kochen keine Volksmusiker, sondern die Jungs von Trova?i, was in Ex-Jugoslawien ein Slangwort für Menschen war, die gerne und gut "flirten". Und flirten können die "Trova?i" ganz hervorragend mit ihrer Mischung aus Rock, Punk, Reggae und Ska aus der 4-Sterne-Klang-Küche des ehemaligen Jugoslawiens.
Rockmusik aus Ex-Jugoslawien - gibt es das? Aber sicher doch, in den achtziger Jahren galt der damals vereinte sozialistische Balkanstaat sogar als Hochburg der Neuen Welle in Südost-Europa. In den Neunzigern verließen dann viele Rock-Fans das Land der nationalistischen Kriege und des Turbo-Folk. Und zehn Jahre später begann das Revival – in Polen! Auf der 2001 erschienenen CD "Yugoton" präsentierten namhafte polnische Musiker mit tatkräftiger Unterstützung ex-jugoslawischer Kollegen ihre Lieblingshits aus der großen Zeit der jugoslawischen Neuen Welle. Nun kommt auch die zweite Scheibe, die sich dem Balkan-Sound der Achtziger widmet, nicht etwa aus Ljubljana, Zagreb, Belgrad oder Sarajevo, sondern ebenfalls aus der Diaspora: aus Düsseldorf. Fern der Heimat haben TROVA?I eine hochexplosive Mischung zusammengestellt: 12 Stücke Partymusik vom Feinsten. Die Balkanplatte rockt – und zwar beileibe nicht nur die Ex- Jugoslawinnen und -Jugoslawen, sondern jeden Fan von Rock, Punk, Reggae und Ska. Die Songs gehen ohne Umweg von den Ohren in die Beine und sind fast tanzbarer, als die Originale. Und der Sound der CD ist so, wie ihn sich die Musiker der jugoslawischen Neuen Welle damals wohl gewünscht hätten*. Surfen Sie mit der BALKANPLATTE auf der alten jugoslawischen Neuen Welle! Rüdiger Rossig, Berlin / Redakteur der "taz", DJ bei "Balkan Beats"
* Die „Balkanplatte“ wurde von Vlada Divljan produziert , einer der Protagonisten der Musikszene in Ex-Jugoslawien und Frontmann der Kult Band „Idoli“.