TOI
TOI ist eine Mundart-Band aus dem Tiroler Oberland. Ihre Texte kommen im Pitztaler Dialekt daher. Die Musik kommt aus allen möglichen Richtungen der Popular-Musik. So treffen Rock-, Blues-, Soul- und Pop-Songs auf Pitztaler Sprechgesang.
TOI ist eine Mundart-Band aus dem Tiroler Oberland. Ihre Texte kommen im Pitztaler Dialekt daher. Die Musik kommt aus allen möglichen Richtungen der Popular-Musik. So treffen Rock-, Blues-, Soul- und Pop-Songs auf Pitztaler Sprechgesang.
Alexander Goidinger (keys,vox)
Philipp Hager (dr,vox)
Wolfgang Henn (b,vox)
Stephan Mathoi (guit,vox)
TOI zeichnen sich zum eine durch einen unverkennbaren Band-Sound aus, zum anderen durch die Texte. Diese sind in einem Dialekt aus dem Tiroler Oberland gehalten. Für den TOI-Texter Stephan Mathoi stellt das Schreiben im Dialekt die ehrlichste Art des Liedermachens dar.
Mit viel Wortgewandtheit, Kritik, aber auch Humor widmen sich die Texte dem Alltäglichen, welches sich mittlerweile über etliche Grenzen hinweg immer mehr ähnelt. Auch wenn es sein mag, dass nicht jedes einzelne Wort verstanden wird, so ist der Sinnzusammenhang für Aufgeschlossene auch im weiten Umkreis des Tiroler Oberlandes zu ergründen.
Neben dem Dialekt ist der einzigartige Bandsound ein wichtiges Element der Band TOI – dieser ist mit Drums, Kontrabass, Fender Rhodes und akustischer Gitarre erfrischend unkonventionell. Dazu gesellt sich mehrstimmiger Gesang.
Aber auch die musikalischen Zutaten tragen zur Wiedererkennbarkeit von TOI bei. Die vier Musiker verstehen es, viele stilistische Quellen anzuzapfen und alles zu einer schlüssigen Mischung zu verschmelzen. Dadurch wird gewährleistet, dass die Vielfalt der Texte sich auch in der Musik niederschlagen kann. Jeder Song ist ein Erlebnis für sich und doch ist alles eins. Mit verspielter Freude und Intensität widmen sich TOI Improvisationen. Somit wird jedes TOI-Konzert aus sich heraus schon zu etwas Einzigartigem.
DIE Band aus dem PITZ-TAL - mit mundARTgerechter Haltung in einer googlerunden Welt
Wer a sagt muss auch å sagen
In vielen Tiroler Wörtern wird ein Laut verwendet, der klanglich irgendwo zwischen a und o zu Hause ist. Um ihn aufzuschreiben wird ein kleines Ringlein über einem konventionellen a verwendet – also das å. Vom Klang her ist das Tiroler å vergleichbar mit so manchem a im Englischen. Zum Beispiel all, ball, fall, call, tall,
Von ei und öi
Bei Wörtern wie röide (=reden) kommt die Buchstabenkombination öi vor. Gesprochen wird es wie e-i. Wenn man aber e-i schreiben würde, verwechselt man es stets mit dem ei (gesprochen: ai). Die Schreibweise mit öi ist also eine Annäherung, da die Buchstabenkombination des tatsächlich Klingenden im Hochdeutschen schon vergeben ist und gänzlich anders ausgesprochen wird. Wenn man wieder Englische Vergleiche zur Aussprache des öi ziehen möchte, würden sich die Wörter say, stay, day, may usw. anbieten. Das Ei bleibt auch in Tirol das Ei! Lei! Lei!
it, oder & gall
Diese drei Wörter sind wohl jene, die man im Wennerischen am öftesten hört. Sie werden als Füllwörter benutzt und können - vor allem das it - mannigfaltige Bedeutungen haben. Um all diese Facetten auszuloten bräuchte es noch mal eine komplette Website. Am besten ab ins Pitztal und mit den Einheimischen reden oder zu einem TOI-Konzert!
Warum WENNERISCH ??? bzw. WARUM IT ???
STEPHAN MATHOI:
Bei TOI kommt nur reinstes Wennerisch zum Einsatz. Dies geschieht nicht aus übertriebenem Patriotismus oder wegen missionarischen Bestrebungen der Retter des Wenner Dialektes zu sein. Dialekt lebt - auch ohne TOI!
Für mich ist es lediglich die einzige Art Texte zu schreiben, zu denen ich stehen kann. Ich hoffe das versteht jeder; auch falls nicht alles verstanden wird.
Folgende Zeilen sind bewusst in Hochdeutscher Sprache verfasst, um breitere Verständlichkeit bzw. breiteres Verständnis zu fördern.
Als ich zu Gymnasialzeiten begann Lieder zu schreiben und mich dem Texten zuwandte, traf ich sehr schnell die Entscheidung, mich der Mundart zu bedienen. Ich musste feststellen, dass meine Englischkenntnisse mehr als desolat waren. An einen Text, der auch nur halbwegs Niveau hätte, war gar nicht zu denken. Wenn man in einem Tiroler Tal aufwächst, spielt auch das Sprechen von Hochdeutsch bis zum Volksschulalter so gut wie keine Rolle. Das ist die Sprache die sie im Fernseher reden; und das war‘s dann. Auch im Alltag des durchschnittlichen Tiroler Erwachsenen wird selten lupenreines Deutsch verwendet. So hätte Schriftdeutsch als texttragende Sprache bei meinen Liedern auch eine eigenartige Wirkung gehabt. (Außerdem: Haben Sie schon einmal gehört, wie ein Tiroler Hochdeutsch spricht? -- Na eben!) Mundarttexte sind für mich persönlich somit die einzig ehrliche Art und Weise zu texten. So rede ich, so fluche ich, so denke ich!
Die Mundart hatte bei mir auch aus anderen Gründen immer einen besonderen Stellenwert. Erstens: Meine ist Mutter gebürtige Kölnerin. Sie und meine Großeltern haben „Kölsch“ mit in unsere Familie gebracht (ich meine die Sprache - nicht das „lecker Bier‘schen“). Als Kind habe ich viele Sommerferienwochen in der Domstadt am Rhein verbracht und später bin ich - des Kölsch mächtig - auf den riesigen Fundus kölscher Mundartlieder gestoßen. Vom gewitzten Willi Ostermann Lied, über die Bläck Fööss, bis hin zu BAP - Köln hat eine lebendige Mundartszene, die unterschiedlichste Wege beschreitet und mich immer wieder begeistert.
Ein anderer Grund, warum meine Lieder mit Dialekttexten zu Gehör gebracht werden, ist mein Vater. Dieser hat schon immer Mundarttexte gemacht - so scheint es mir jedenfalls. Anfangs dichtete er Parodien für Verwandte und Freunde, wenn diese einen triftigen Grund zum Feiern hatten. Später brachte er sein dichterisches Talent im Rahmen der traditionellen Wenner Fasnacht ein. Er und sein Freundeskreis bildeten die „Wenner Labera“. Die Labera ist eine Sängerrunde bei den Oberländer Fasnachten, die lustige Begebenheiten aus dem Dorf in musikalischer Art und Weise zum Besten gibt. Fällt etwas Amüsantes vor, wird dies von der Labera in Form von Mundartparodien besungen. Meiner Ansicht nach, sind die Texte, die mein Vater zu diesem Zweck schon erdacht hat, gespickt mit Kreativität, Witz und Qualität. Sein Schaffen ist mir eine große Inspiration. Außerdem habe ich mit meinem Vater einen sehr strengen Kritiker, wofür ich ihm äußerst dankbar bin.
Folgende Zeilen sind bewusst in Hochdeutscher Sprache verfasst, um breitere Verständlichkeit bzw. breiteres Verständnis zu fördern.
Also: Wårum it?
Warum sollte ich in einer anderen Sprache texten, als in jener, die ich am besten kann und bis in die kleinste Faser kenne.
Genau genommen wird diese Sprache, wie ich sie in meinen Liedern verwende, in all ihren Facetten lediglich in meinem Heimatort Wenns im vorderen Pitztal tatsächlich so gesprochen. Schon in den benachbarten Gemeinden treten Unterschiede hervor - wenn auch nur in Nuancen. Im Hinterpitztal wird schon merklich anders geredet. Begibt man sich über den Pillersattel Richtung Kaunertal hört man ein geschmackvoll gerolltes „r“ und im östlichen Nachbartal - dem Ötztal - wird man mit gänzlich neuen linguistischen Gepflogenheiten konfrontiert.
Mit Freunden aus dem sprachlich hoch verwandten Imster Raum stelle ich nach wie vor amüsiert kleine aber feine Unterschiede in unseren Dialekten fest.
Während meiner Schulzeit in der Bezirkshauptstadt Imst habe ich mit Ötztalern die Schulbank gedrückt. In dieser Zeit habe ich jede Woche ein neues Ötztaler Vokabel gelernt (im Gegensatz zu jenen aus dem Englischunterricht).
Meinen Militärdienst habe ich in St.Johann in Tirol und in Innsbruck absolviert. Dort waren wir plötzlich alle mit gänzlich neuen Dialekten konfrontiert. Zumindest war ein Ötztaler mit mir im Zimmer - so konnte ich wenigsten mit einem „normal“ reden.
Als dann das Studium in Innsbruck begann, wurde mir klar, dass ich in der Landeshauptstadt anders reden musste als zuhause im vorderen Pitztal. Sprach ich, wie mir der Schnabel gewachsen war, erntete ich von Studienkollegen aus anderen Gegenden oft ratlose Blicke und eine gehörige Portion Verständnislosigkeit. Also entwickelte ich eine Sprachlösung, mit der ich jedoch keinesfalls allein da stehe.
Meine Mutter, als „Zuag‘roaste“ besonders sensibilisiert für Sprachliches, sagt immer, dass jeder Tiroler im Grunde zwei Arten von Dialekten spricht. Zunächst jenen, den er in seiner Heimatgemeinde - in seinem Tal erlernt hat. Dann gibt es da noch das „Doktor-Daitsch“ (Zitat Mama). Dies ist ein Verschnitt aus ersterem Dialekt und der Schriftsprache. Der tirolerische Anteil ist aber immer noch dermaßen hoch, dass meine Mutter zurecht einen zweiten Dialekt festgestellt hat. Das „Doktor-Daitsch“ kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn ein Oberländer mit einem Unterländer spricht, sich ein Tiroler in einem Amt befindet oder eben zum Arzt geht. So habe ich für meine Konversationen am Konservatorium mein feinstes „Doktor-Daitsch“ ausgepackt und wurde schon nicht mehr so schräg angeschaut, wenn ich mal den Mund auf tat. (Übrigens: Beim Anwenden des „Doktor-Daitsch“ entstehen oft die besten Stilblüten. „Wenn ihr nicht so schreitet, täte ich schon lange schläfen!“ Dieser Satz ist im Bekanntenkreis meiner Eltern tatsächlich gefallen.)
TOI – „Alli Miah“
Wer braucht Wienerisch, wenn er „Wennerisch“ haben kann? Dort, wo in jeder Schlucht anders geredet wird (nein, nicht auf den Philippinen), befindet sich das Epizentrum des Rap ’n‘ Rolls im Tiroler Dialekt. Auf ihrem zweiten Album reißen sich TOI Funk und Hip-Hop aus der Brust, bis der „Daitsch Doktor“ kommt!
Es gibt viele gute Gründe, um ein besonderes Auge und Ohr auf diese Oberländer Band zu haben. Denn wenn sie Blues, Pop, Rock, Reggae und geschmeidige Bläsersoli an Fender-Rhodes-Klängen, die einen gesunden Hauch Jazz in die Mischung bringen, spielt, weiß man: Groove ist hier nicht nur ein Fernziel. Überdies schafft es das Ensemble – selbst wenn es bereits in Innsbruck kaum mehr verstanden wird – mit seinem gnadenlosen Einsatz von Mundart zu gewinnen, und zwar rhythmisch, klanglich und last, but not least auch inhaltlich.
„I wea des Ehrlichsei lossn“
Gelebte Sprachauthentizität nicht um des Pädagogisierens oder Patriotismus willen wirkt umso sympathischer, sobald man das Verstehenwollen auf Gletschereis legt und den fesselnden Sprachklang zu genießen anfängt. Zudem werden Gefühle von Liebe bis Zorn, Werbeslogans, Gesellschaftsthemen inklusive Politik auf höchstem Niveau herausgesungen und es wird meisterlich mit Pitztaler Dialektvariation experimentiert. Dass überzeugendes Texten wie hier oft nur denen gelingt, die sich jener Sprache bedienen, welche sie bis in die Zehenspitzen beherrschen, sagt einem nicht nur der „Hausverstand“.
„Mei innrer Schweinehund is a Rindviech ganz in Lila, what else?“
Zum Zwecke eines noch geileren Gesamtsounds tummeln sich auf „Alli miah“ (dt. „Immer mehr“) – neben den Hauptakteuren Stephan Mathoi (Gesang, Gitarre), Alexander Goidinger (Keyboards), Philipp Hager (Schlagzeug) und Wolfgang Henn (Bass) – zur Freude aller Funk-Fans auch Gäste wie Flo Heigl (Tuba) und Hermann Fiechtl (Trompete) alias Fatlip Countryside Horns sowie Yo!Zepp (Rap) und Andi Schiffer an den Percussions.
„Sog mir nur amal klipp und kloa ….
… dass do nix lauft, dass do nix woar, und i loss ab von der Idee von uns als Poar“ – solche und ähnliche Zeilen lassen hoffen, dass es die Musiker mit dem Zurückhalten von Reden über Inneres und dem Aufgeben der Ehrlichkeit trotz vieler Vorbilder doch nicht so wörtlich meinen. Eine erfrischende Improvisation über den Satz „Wenn du eh woasch, wia i hoas, dann schaug halt im HEROLD!“(dt. „Wenn du sowieso weißt, wie ich heiße, dann schau gefälligst im HEROLD nach!“) rundet den Ausflug in dieses – nicht nur für Sprachfeldforscher – Paradies der Ursprache an Popularmusik frech ab.
In diesem Sinne: Die Band heißt Toi, ihre Musik ist hervorragend und ihre Konzerttermine samt CD-Shop findet man auf ihrer Website.
Alexandra Leitner