treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DEAD BROTHERS

die wohl beste Beerdigungskapelle der Welt:  Dead Music For Dead People

in den Songs wird instrumental geächzt und gestöhnt. Das machen die toten Brüder so stimmig, dass es eine wahre Freude Das ist zwar ein Widerspruch aber trotzdem wahr.
The Dead Brothers haben nichts zu verlieren, sie befinden sich bereits an dem Point Of No Return, an der Schwelle zum Nichts und spielen frei auf. Dafür brauchen sie nicht viel. Ein Kompendium von akustischen Instrumenten, zu einer Art traditioneller Marching Band geformt, zelebriert den Blues, durchzogen von knarzendem Folk und Schlagerverständnis des jüngeren 20. Jahrhunderts. Die Blechbläser verstaubt bis zum Schluss, die Schlagzeugfelle zuletzt in den Sezessionskriegen gewechselt, taumeln sie im Rhythmus der Tuba dem Sensenmann hinterher

Der Tod ist ein Meister aus der Schweiz. Nach Auffassung der Dead Brothers jedenfalls. Die Spielmannsvereinigung aus den vereinigten Kantonen lässt dabei den Gevatter Tod so versöhnlich im ¾ Takt erklingen, dass man glatt ein wenig mitsterben möchte. Vier knorrige Typen, alle mit dem Mittelnamen »dead« sammeln Geschichten vom Ende des Lebens, vom Leid, das dieses schneller herbeiführt, von der Liebe, die bekanntlich viel mit dem Tod zu schaffen hat (Sterben vor Sehnsucht, nicht leben können ohne sie/ihn usf.) und von denen, die sich ihm stellen. Dem Unterfangen wohnt viel Leidenschaft inne, nicht Trauer. Nicht Zurückgezogenheit und selbstgefälliges Gejammer. The Dead Brothers haben nichts zu verlieren, sie befinden sich bereits an dem Point Of No Return, an der Schwelle zum Nichts und spielen frei auf. Dafür brauchen sie nicht viel. Ein Kompendium von akustischen Instrumenten, zu einer Art traditioneller Marching Band geformt, zelebriert den Blues, durchzogen von knarzendem Folk und Schlagerverständnis des jüngeren 20. Jahrhunderts. Die Blechbläser verstaubt bis zum Schluss, die Schlagzeugfelle zuletzt in den Sezessionskriegen gewechselt, taumeln sie im Rhythmus der Tuba dem Sensenmann hinterher, der mal »Angel Of Death«, dann wieder »Tod von Basel« gerufen wird. Wenn zudem auf der Hälfte der Platte mit einem kleinen akustischen Versatzstück aus »Golden Brown« von den Stranglers die beste »La Paloma« Interpretation seit den großen Hamburger Jungs von »Ich schwitze nie« eingeleitet wird, »schlägt auch für mich die Stunde«. Hinter vordergründiger Leichtfüßigkeit verbirgt sich freilich viel Melancholie, vor allem, wenn die gesamte Blechbläserfraktion den schleppenden »St James Infirmary Blues« anstimmt, aber die »richtige« Beerdigungskaffeebetroffenheit kommt nicht auf. Und das ist gut so. Wundersame Behaglichkeit ist eher der Effekt, den ein Großteil ihrer kleinen Hymnen auf das Ableben erzeugen, daran ändert auch das potthässliche Cover oder das ebenso hässliche »Human Fly« nicht viel. Und auch wenn die Veröffentlichung von »Day Of The Dead« vielleicht nicht zufällig in der Nähe der beiden neuen Tom Waits-Alben liegt, können sich die Dead Brothers gewiss sein, eine der originelleren »Platten des Sommers, die eigentlich in den Herbst gehören« - und diese Kategorie gibt es einfach - gemacht zu haben.


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NBEDINGT HINGEHEN    Dead Brothers  Schon aus der Ferne kann man sie kommen hören. Eine Prozession. Fünf zerlumpte Gestalten in schlecht sitzenden Anzügen mit schwarzen Zylindern. Schwankend setzen sie einen Fuß vor den anderen. Das Piano hat wohl mal wieder nicht die Finger vom Fusel lassen können, so wurde es zur quietschenden Quetschkommode degradiert. Eine Tuba knarzt den Rhythmus, die Trommel patscht mit jedem Schlag eine Ohrfeige ins Gesicht des guten Geschmacks. Gitarre und Banjo schreien und zirpen so verhallt, als lägen sie schon in der Gruft, die die anderen erst noch ansteuern. Und dann der Sänger. Er hat einiges gesehen, erzählt Geschichten vom Tod. Der hat viele Stimmen. Mal schleicht er sich wie ein öliger französischer Chansonnier ins Haus ein und entführt die Tochter, mal lässt er mit megaphonverzerrtem unheimlichen Geschrei die Mauern zum Jenseits einstürzen. Oder er streckt mit einem verführerischen Lächeln die Hand aus und sagt freundlich, komm mit mir, ich zeige dir eine Welt, in der alles besser und schöner ist . . . Es ist ein florierendes Unternehmen, das die Gebrüder Tod da führen. Die fünf musikalischen Bestatter aus der Schweiz kennen keine Konjunkturschwankungen, gestorben wird immer. Und verstorbene Musiker, deren Stücke sie in eigenen Interpretationen zu Grabe tragen können, lassen sich auch immer finden.  Die Dead Brothers wissen, dass der Tod viele Gesichter hat. Ausgelassene Polkas, die keine Angst vor dem Ende kennen, spielen sie genauso wie lebensmüde neapolitanische Volkslieder, Sauf-ich-mich-halt-kaputt-Country und Voodoo-Beschwörungen aus den Sümpfen, Blues aus der Todeszelle wie Tom-Waits-Affenzirkus-Jazz. Walzer, die sich immer langsamer drehen, genauso wie Trauermärsche voller Schadenfreude. Oder den Ramblin' Man von Hank Williams. Ein Konzert der Genfer Dead Brothers - nicht etwa ganz besonders morbide Gesellen, sondern allesamt ehrbare Jazzer und Theatermusiker - ist ein Spektakel für sich. Besseres als diesen Tod finden Sie an einem Novembersonntag so schnell nicht.
(frankfurter rundschau)

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THE DEAD BROTHERS
wunderkammer
Das vierte Album der DEAD BROTHERS (den Soundtrack zum Tätowierer-Film ‚Flammend Herz’ mitgerechnet) ist wahrlich ihr bestes und ausgereiftestes. Das Label bringt es auf den Punkt und nennt ‚Wunder-kammer’ schlicht „The White Album of the Dead Brothers“. Die Band mit Mitglieder aus Genf, Bern und Zürich und verwandtschaftlichen Wurzeln in u.a. Nordafrika und Australien, verbindet auf unnachahmliche Weise Rock’n’Roll-Herkunft mit Zigeunermusik, Country, Swing und von verschiedenen Blasinstrumenten ge-prägte Trauermarsch-Musik, welche einer Begräbniskapelle aus vergangenen Jahrhunderten gut gestan-den hätte. Neben Songs, die perfekt ins DEAD BROTHERS-Repertoir passen gibt es einen griechischen Swing, eine wunderschöne Coverversion des durch MARLENE DIETRICH bekannt gewordenen FRIEDRICH HOLLÄNDER-Stücks ‚Wenn ich mir was wünschen dürfte’ sowie zwei vom Neueinsteiger DELANEY DAVIDSON komponierte Songs, die genausogut der Feder von LEONARD COHEN enstammen könnten.

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dreigroschenoper kritik - neue zürcher zeitung
Den musikalischen Boden dazu legt die Genfer Kultband «Dead Brothers», und man darf es hier vorausschicken: Sie ist das Ereignis des Abends. Was die eigensinnigen Herren um Bandleader Alain Croubalian (musikalische Leitung) aus Banjo und Saxophon, Lap-Steel-Guitar und Mandoline, Megaphon und Piano, Cajon und Tuba, Harmonium und Posaune, Trompete
und Klarinette herausholen, ist von einer knarzigen Weh-Mut, die süchtig macht. Die Musiker (Jonathan Delachaux, Resli Burri, Alain Porchet, Jean-Jacques Pedretti, Christoph Gantert, Delaney Davidson) sind gleichzeitig die Bettler, und Peachum hüllt sie für sein Geschäft mit dem Mitleid nicht etwa in Lumpen, sondern - Hallo, Globalisierung! - in die vielfarbigen Ponchos einer Indio-Musikgruppe, wie sie die Fussgängerzonen beleben (Kostüme Ursula Leuenberger). ?/color>Mackie Messer (Klaus Brömmelmeier) und seine Ganovenfreunde (Thomas Reisinger, Sandro Tajouri, Daniel Nerlich) scheinen in ihrem Pimp-Outfit wie aus einem Hip-Hop-Mackervideo entliehen. Mackie gibt den zappeligen Hochstapler, der die Lässigkeit noch nicht recht draufhat und jede Pose erst ausprobieren muss.......