Die Aristophan´sche Textvorlage ist die dramaturgische Basis, die unter der Regie von Martin Gruber und durch ein international hochkarätig besetztes Ensemble aus TänzerInnen, SchauspielerInnen, SängerInnen und Performancekünstlern zu einer Genre übergreifenden Tanzperformance entwickelt wird.
Konsequent wird hier die in den letzten Jahren begonnene Entwicklung des Ensembles fortgesetzt. Inszenierungen, die sich von der eindeutigen Sprache entfernen, im Sinne der Befreiung von Sprachbarrieren.
Martin Grubers Inszenierungen setzen sich aus brutalen Kleinsteinheiten zusammen, die so fein sind, dass das Können jedes einzelnen Künstlers oder jeder Künstlerin den maximalen Raum erhält, egal, wie immer sich der Ausdruck definiert: durch Tanz, Sprache, Gesang oder Musik.
Martin Gruber wird auch in diesem Stück seinen Ruf als bester Zeichenmaler (Standard 2002) gerecht.
Bildartige Mitteilungen, sowohl in sprach-, tanz- und gesangartiger Form prasseln auf die Zuschauer ein, lassen sie das starre Konstrukt der griechischen Komödie vergessen und eröffnen die Bereitschaft eines Beobachtens - aus der Vogelperspektive.
Ein Stück über die Suche nach einer besseren Weltordnung
"Vögel" erzählt eine Geschichte vom Loslassen und vom Wiederfinden, vom Auszug ins Unbekannte und den Einzug in sich selbst, von den inneren Grenzgängen und der Freiheit des Individuums. Die menschlichen Protagonisten Hoffegut und Ratefreund - zwei schräge Vögel ohne Schnabel und Flügel - sind, enttäuscht und angewidert von den Idealen ihrer griechischen Heimatstadt, ausgezogen um ihr Glück in einer neuen, für sie besseren Welt zu finden. Und eben jenes Glück scheint ihnen hold zu sein, denn sie finden eine Gesellschaft, der es sich anzuschließen lohnt: Es ist die Vogelwelt, die der großen und kleinen Gestalten, die Buntheit der Farben, die Vielfalt an Tönen, die zirpenden, zwitschernden, quakenden, trällernden, krächzenden und kreischenden Laute.
Doch weh oh armes Menschengeschlecht, anstatt sich auf die Versuchung der Existenz jenseits von Zeit und Raum einzulassen, wird eine Ordnung angestrebt, auf Macht plädiert und eine Stadt soll sich erheben, hoch oben in den Wolken - Wolkenkuckucksheim.
Der Versuch von Hoffegut und Ratefreund die Freiheit des geflügelten Volkes durch eine profitorientierte Wertewelt zu ersetzten wird schließlich in einer fröhlich apokalyptischen Party vereitelt.
Das Ensemble:
Regie . . . Martin Gruber
Musik . . . Ulrich Gabriel
Kostüme . . . Alfred Mayerhofer
Electronics . . . Martin Kratochwil
Textmaterial . . . Aristophanes
Dramaturgie . . . Martin Ojster
Mit:
Alexander Aiman El Dib (Wiedehopf), Michael Dolan (Hoffegut), Milo? Galko (Ringeltaube) , Rüdiger Hentzschel (Ratefreund), Christian Reiner (Chorführer) , Vladislav ?oltys (Uhu) , Katarína Vlnie?kova (Nachtigall) Susanne Wisiak (Spatz)
Griechischer Chor:
Alexandra Abbrederis, Martina Eisendle, Tamara Gruber, Edith Gruber, Nevenka Komes, Elke Riedmann, Lisa Maria Rümmele;
DAS AKTIONSTHEATER
Das 1989 gegründete aktionstheater ensemble. - eine aus Schauspielern, Komponisten, bildenden Künstlern und Musikern bestehende Interaktionsgemeinschaft schafft ein Bühnengeschehen, das in seinen Mitteln und Wirkungen alle Sinne anspricht. Das in den Aufführungen liegende Irritationspotential, die Drastik und Skurrilität der Figurenzeichnung, das Exponieren von Ausdruck und Rede, der wiederholte Einsatz einer sprechenden Kostümierung und Bewegungschoreographie ist die aktionstheater Wirklichkeit die auf den Assoziations- und Erlebnisraum des Publikums zielt.
An keinen festen Spielort und keinen festen Spielplan gebunden und kann das aktionstheater ensemble. Projekte realisieren die ungewöhnlich, aufrührend und begeisternd sind. Der Bogen der Inszenierungen spannt sich von der Klassik über die Moderne bis zu experimentellen Theater. In den letzten zwölf Jahren wurden über 30 Stücke aufgeführt, darunter einige Uraufführungen.
Das "Ensemble" des aktionstheater ensemble. ist nicht fest engagiert sondern findet sich zu den einzelnen Produktionen in unterschiedlichen Konstellationen immer wieder zusammen. Somit entsteht eine Arbeitsatmosphäre die geprägt ist von einem starken Ensemblegeist und immer neuen Impulsen von außen. Zu den einzelnen Produktionen werden Gäste eingeladen, insbesondere in den Bereichen Text und Musik.
Das aktionstheater ensemble. betrachtet den Prozess des künstlerischen Schaffens als Gesamtprojekt bei dem auch die graphische Gestaltung von Plakaten, Programmheften und CDs eine besondere Beachtung findet. Im Jahr 2001 "Gustav Klimt Preis" für das beste Kulturplakat, "Joseph Binder Award" für das Layout der CD "10 Jahre aktionstheater" und Aufnahme in "Beste Plakate Österreichs" im Print Magazin New York.
ZITATE - ANLÄSSLICH 10 JAHRE AKTIONSTHEATER ENSEMBLE
"...das 1989 gegründete Aktionstheater Ensemble um den jungen Vorarlberger Regisseur Martin Gruber dokumentiert einen bemerkenswerten Weg innerhalb der österreichischen Kulturszene, das weit über Österreich hinaus Beachtung findet.” (HBP Dr. Thomas Klestil).
"In der fast unüberschaubaren Menge von Aufführungen freier Theatergruppen gehören die Produktionen des Aktionstheater Ensemble zu denen die in Erinnerung bleiben. Die Geschichten, die Martin Gruber mit ungewohnter Sinnlichkeit drastisch und oft grotesk überzeichnet darstellt, sind Fallbeispiele menschlicher Hybris, die immer wieder versuchte Behauptung und das Scheitern des Einzelnen in einer gewaltstrotzenden Gesellschaft. Es sind Bilder, die zu denken geben und die die gesellschaftliche Realität schärfer erkennen helfen. Eben weil dieses Theater nicht mit selbstgefälliger Sichzuschaustellung begnügt, sondern künstlerische Überzeugungen zu transportieren wagt, ist es ein Theater, das den Zuschauer nicht kalt läßt.” (Kunststaatssekretär Dr. Peter Wittmann).
"Ich halte die Arbeit des Aktionstheater Ensemble für wegweisend: Masken zu zeigen und Masken herunterzureißen”. Warum? Die Antwort ist bei Luigi Pirandello nachzulesen: "Wahr ist das Meer, wahr das Gebirge, wahr der Stein, wahr ein Grashalm aber der Mensch? Er ist immer maskiert, auch wenn er es nicht will und nicht weiß.” Allerdings wollen die meisten Menschen die Maske und wissen sehr genau von ihr, haben aber auch Vergnügen daran, andere Masken vorgeführt zu bekommen. Es lebe das Theater” (Dr. Alfred Wopmann, Intendant Bregenzer Festspiele).