treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

ALESSANDRO BARICCO: NOVECENTO

die legende vom ozeanpianisten
Ursprünglich ein Theaterstück für einen  Schauspieler, dann als Novelle ein Bestseller und in der Verfilmung von Guiseppe Tornatore ein Welterfolg: Die wunderbare Geschichte des Ozeanpianisten, der  als Findelkind   auf dem Flügel im Tanzsaal der ersten Klasse von Matrosen gefunden wird, die ihm den Namen seines Geburtsjahres 1900 – Novecento geben.
Novecento wird zeit seines Lebens niemals von Bord gehen.Die Geschichten der Passagiere lassen in ihm Bilder, Gerüche und Geräusche entstehen, seine Wirklichkeit, die er in  wunderbare Musik mit magischer Anziehungskraft umsetzt.
Als sagenhafter Ozeanpianist wird er zur Legende.
Darsteller: JOSEPH MARIA LANZ
REGIE: FABIAN KAMETZ

Alessandro Baricco, geboren 1958 in Turin, wird in Italien nach dem Sensationserfolg "Seta" (auf deutsch "Seide", 1997) endgültig als Kultautor und Medienphänomen gefeiert. Er veröffentlichte zunächst Musikkritiken in den wichtigsten italienischen Tageszeitungen. Seine Popularität begann mit der literarischen Fensehsendung "Pickwick", die er bis 1994 leitete. Dort stellte er mit großem Erfolg ausschließlich seine Lieblingsbücher vor, die vornehmlich aus Klassikern der Weltliteratur bestanden. Ähnlich ambitioniert ist seine Gründung der "Kreativitätsuniverität" in Turin, die angehenden jungen Autoren eine fächerübergreifende Ausbildung ermöglicht.
Seine verspielt literarischen Romane "Castelli di rabbia" (auf deutsch "Land aus Glas, 1991) und "Oceane mare" (1993) waren zunächst noch Geheimtips, gehören jedoch inzwischen nach "Seta" zu den auflagenstärksten Dauersellern der italienischen Gegenwartsliteratur.


Entstehung: Ursprünglich hatte Baricco seinen Text als Theater-Monolog für den Schauspieler Eugenio Allegri (* 1956) und den Regisseur Gabriele Vacis (* 1955) verfasst. Das Ein-Mann-Stück wurde zuerst im Juli 1994 bei einem Festival in Asti aufgeführt.
Erst danach entstand die Buch-Fassung, die für den Autor das »Gleichgewicht hält« zwischen einer »tatsächlichen Inszenierung« und einer »Erzählung, die laut zu lesen ist«.

Inhalt
Der Matrose Danny Boodmann findet im Ballsaal eines Luxusdampfers ein ausgesetztes Baby. Da man das Jahr 1900 schreibt und das Neugeborene in der Pappschachtel eines Zitronenhändlers lag, tauft es der stolze Seemann kurzerhand auf den wohlklingenden Namen Danny Boodmann T. D. Lemon Novecento (der Firmenaufdruck auf dem Karton soll dem Namen seines Zöglings seiner Meinung nach das nötige Gewicht verleihen). Er übernimmt von nun an die Fürsorge für den Kleinen. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnt: Novecento wird dieses Schiff, die "Virginian", zeit seines Lebens nicht mehr verlassen.
Als sein Ziehvater stirbt, entpuppt sich Novecento als genialer Musiker, der fortan als Pianist der Bordkapelle zu einer Legende wird. Als hätte er vier Hände, spielt er seine Musik, in der »alle Melodien der Welt« auf einmal enthalten sind. Sowohl die Tanzpartys der Reichen als auch die unter Deck zusammengepferchten Armen bekommen ihn zu hören. Doch in der offiziellen Welt existiert Novecento gar nicht; er hat weder Wohnsitz noch Geburtsdatum, Familie oder Heimat. Nie verlässt er das Schiff, auf dem er geboren wurde. Dennoch scheint er das Festland bis in seine Details zu kennen. Mit einem sensiblen Gespür nimmt er die Erzählungen, Gerüche und Blicke der Reisenden auf und setzt sie in Musik um.
Novecento wird so zur Metapher für die Lebensreise und Heimatlosigkeit des modernen Menschen. Vor allem aber zeichnet der Text ein poetisches Bild des Künstlers in seiner Weltangst. Auch als die »Virginian« im Zweiten Weltkrieg zum Lazarettschiff umgerüstet wird und anschließend verschrottet werden soll, hält Novecento ihr die Treue. Erst am Ende des Romans erfährt man, warum er nie von Bord gegangen ist: Im Unterschied zum Mikrokosmos seines Klaviers mit den 88 Tasten schien ihm die vielfältige Welt in ihrer Unendlichkeit Furcht einflößend; dieser äußeren zog er seine innere Unendlichkeit vor.

Aufbau: Die Geschichte wird von einem Freund Novecentos vorgetragen. Als Trompeter hatte er gemeinsam mit ihm zwischen 1927 und 1933 auf der »Virginian« musiziert. Er erzählt aus der Rückschau, wie Novecento gefunden wurde und zur bewunderten Legende aufstieg. Nach dem Krieg, als der Trompeter von der geplanten Sprengung des Schiffs erfährt, kehrt er zurück, um seinen Freund zu suchen. In der letzten Szene sitzt der Ozeanpianist auf einem Pulverfass, mit dem das heruntergekommene Schiff versenkt werden soll. Durch Regieanweisungen zeigt Baricco an, welche Musik die einzelnen Textpassagen begleiten soll.
Wirkung: Novecento ist an mehreren europäischen Bühnen aufgeführt worden.
Zu seiner internationalen Bekanntheit hat  vor allem die Verfilmung des Stoffs durch Giuseppe Tornatore  1999 beigetragen (mit Tim Roth in der Titelrolle)


DARSTELLER: JOSEPH MARIA LANZ
REGIE: FABIAN KAMETZ