treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

ALICE RUSSEL

die soulgöttin aus england.

Was für eine gewaltige Stimme! Was für eine souveräne Bühnenpräsenz! Keine Frage: Alice Russell ist der neue britische Stern am Soul-Himmel. Zu den Fans dieses Naturtalents zählen eine ganze Reihe von Musikgrössen, unter ihnen David Byrne, Gilles Peterson, Daddy G von Massive Attack oder die Jungs von Groove Armada. Übrigens: Alice Russell ist alles andere als eine Puristin - gemäss eigenen Angaben reichen ihre Einflüsse von Bach bis J Dilla, also von Barock bis Hip-Hop.
ALICE RUSSELL ist die definitive zeitgenössische stimme des soul in europa – und eine der großen weltweit. punktum. mindestens ebenso bemerkenswert wie ihre schiere kunstfertigkeit ist die wandlungsfähigkeit der blonden britin
nach projekten mit quantic, david byrne und fatboy slim ist alice mit "to dust" wieder auf solopfaden unterwegs, die sie und ihre band dankenswerterweise im november endlich auch ins treibhaus führt.


Alice Russell. Das ist die mit der umwerfenden Soulstimme. Auf ihrem Album vermischt sie urbane Beats mit lebendigen Live-Arrangements und intimen Pop-Balladen. "To Dust" ist ihr viertes Studioalbum und das Portrait einer erwachsenen und reflektierten Frau, die es nicht immer einfach hatte.

Alice Russells Stimme dringt durch, tröstet und ist dermaßen hingabevoll, dass sie jeden mitzureißen vermag. Sie macht die Mittdreißigerin mit der blonden Tolle unverwechselbar. Bereits im Kindesalter lauscht Alice Russell zum Einschlafen ihrem Vater, wenn dieser Bach auf dem Klavier spielt. Mit acht Jahren ist es dann das Radio, das ihr die Welt von Soul, Funk und Jazz eröffnet. Aretha Franklin und Nina Simone werden zu persönlichen Vorbildern. Im Teenager-Alter folgt die Musiksozialisierung mit HipHop und schließlich ein Musikstudium. Unter Kollegen wird Alice Russell für ihre professionelle Haltung, ihren Facettenreichtum und ihren Anspruch geschätzt. Die Britin hat schon mit Talking Head David Byrne, Latin-Erneuerer Quantic und DJ Vadim aus dem UK HipHop gearbeitet. 'To Dust' ist ihr viertes Solo-Album. Alice Russell erzählt darauf persönliche Geschichten einer Frau, die sich nicht unterkriegen lässt.

Songs aus der Mitte des Lebens
Die letzten paar Jahre sind hart für die umtriebige Sängerin gewesen. Während sie mit dem Vorgänger 'Pot Of Gold' tourt, kommt das britische Finanzamt auf die Idee, dass eine Soulsängerin doch fabelhaft verdienen müsste. Alice Russell ereilt eine Reihe von Mahnungen, sie entwickelt sogar eine Aversion gegen ihren Briefträger. 'To Dust' handelt auch davon, wie Stress die persönliche Kreativität vergiftet und den Output drosseln kann. Dazu kommen die ganz normalen Probleme eines erwachsenen Menschen: Das Scheitern einer langjährigen Liebesbeziehung, eine Freundschaft, die sich auflöst, oder arrogante Medienvertreter, die bestimmen, wer gerade angesagt ist. Das sind die schwer anmutenden Themen, mit denen sich Russell auf den 14 Stücken von 'To Dust' beschäftigt.

Musik als Ventil
 
Die Musik nutzt Alice Russell gekonnt als Ventil, um dem Frust Luft zu machen. Sie gibt sich nicht einfach so geschlagen. Es ist, als würden die hässlichen Seiten des Lebens ihre Stimme nur noch kräftiger machen. Und ihr langjähriger musikalischer Partner TM Juke versteht es, Alice Russell ein maßgeschneidertes Klanggerüst zu bauen. Sie selbst hat bei aller Vielfalt einen treffenden Namen für ihren Sound gefunden: Electro Soul. Es gibt deutlich weniger Live-Instrumente, als auf dem Vorgänger und bei den Arrangements hat Russell mit Hand angelegt. Das Zweiergespann ist extrem offen im Songwriting- Prozess. Die Einflüsse reichen von Jazzsängerin Sarah Vaughan bis HipHop-Produzent J Dilla. Mal wird auf synthetischen Beats gesungen und dann wieder gibt es Soul der alten Schule.

Das gebrochene Herz
Soulsängerinnen aus Großbritannien sind spätestens seit dem Erfolg von Amy Winehouse, Adele und all ihrer Epigonen nichts Neues. Alice Russell aber hebt sich von der Konkurrenz ab - sie bügelt nichts glatt, arbeitet mit Ecken und Kanten in der Musik. Sie hat schon Ausflüge in Latin, Gospel und immer wieder in den HipHop unternommen. Auch diesmal spielt sie auf dem Song 'For A While' mit einem verschachtelten HipHop-Beat. Darüber schichten sich Ebenen von Gospel-Chören. Der Titelsong 'To Dust' ist ein melancholisch-kämpferischer Popsong mit Mut zu atmosphärischen Lücken. Die Single 'Heartbreaker' hat Hit-Charakter: Eine Jazz-Gitarre begleitet ein stampfendes Oldschool-Drumset und ein verstaubtes Klavier. Sie bilden das perfekte Setting für Alice Russells anklagende Soulstimme.

Letztlich zählt auch für Alice Russell das, was Soul so faszinierend und zeitlos macht. Nämlich Erfahrungen und Gefühle zu vertonen, die ihre Hörer nachempfinden können. Und das geht am besten mit dem Thema des gebrochenen Herzens.




LAUT.de
Sie war beinahe so etwas wie ein Maskottchen. Ob TM Juke, Nostalgia 77, Natural Self oder Unforscene - kaum ein Künstler aus dem Tru Thoughts-Roster, der seine Arbeit nicht mit Alice Russells Soul-Stimme vergolden wollte. Doch auch außerhalb des Kollektivs lauten Fat Freddy's Drop, Mr. Scruff und [re:jazz] nur drei der Namen, die sich um eine Kollaboration bemühten.
Alice Emily Russell wird in Suffolk an der Ostküste des britischen Eilands geboren. Ihr Vater, ein ausgebildeter Organist, unterstützt sie schon früh in ihrer Gesangsausbildung, meldet sie für verschiedene Chöre an und bringt ihr die klassische Musik näher. Alice bezeichnet diese Erfahrungen später als Schlüssel für ihre Karriere.
Einige Jahre darauf schließt sie sich verschiedenen lokalen Bands an. So rutscht sie in den Fokus von Tru Thoughts, die sie zu Beginn der 2000er unter Vertrag nehmen. Ihren eigentlichen Anfang nimmt Alice Russells professionelle Karriere allerdings erst mit der Zusammenarbeit mit Quantic auf dessen "Apricot Morning".
Als sie sich wenig später bei den Aufnahmen für "Stampede" des Quantic Soul Orchestras mit dem 4 Hero-Titel "Hold It Down" einsingt, reagiert das Mastermind so begeistert, dass er den Titel spontan mit auf das Album nimmt. Quantic steht auf Alice Russells 2004 erscheinenden Debüt "Under The Munka Moon" auf fünf Titeln als Produzent und Co-Komponist Pate.
Während alle Welt langsam aber sicher auf zwei weitere englische Soulsternchen namens Joss Stone und Amy Winehouse aufmerksam wird, geht Alice Russell relativ unbehelligt von den großen Medien mit dem Quantic Soul Orchestra auf Tour. Als Amy knapp zwei Jahre später mit "Back To Black" der Durchbruch gelingt, outet sie sich als großer Fan der Platte.
Schon 2005 erscheint ihr zweites Album "My Favourite Letters", dieses Mal durchgehend von Alex Cowan alias TM Juke produziert. Er hat zudem die meisten Instrumente einspielt und sie ebenfalls bereits zuvor auf seiner Soloplatte untergebracht. Cowan spielt darüber hinaus auf den folgenden Touren die Gitarre.
2006 erscheint mit "Under The Munky Moon II" ein Remixalbum, auf dem sich unter anderem DJ Vadim und Bonobo auslassen. Ebenfalls auf der Platte: ein von Nostalgia 77 produziertes Cover der White Stripes. "Seven Nation Army" gehört fortan zum Standardrepertoire bei Konzerten und sorgt mit der inbrünstigen, souligen Interpretation regelmäßig für Begeisterungsstürme im Publikum.
Überraschend gibt Tru Thoughts 2008 ohne Vorankündigung die einvernehmliche Trennung von Alice Russell bekannt. Man habe sich im Guten verabschiedet, sei stolz auf die Zusammenarbeit mit Alice und wünsche ihr weiterhin viel Glück. Die Sängerin will alleine weiter machen und gründet ihr eigenes Label Little Poppet.
Zur Freude der Fans bricht die Britin jedoch nicht mit ihrem langjährigen Produzenten und veröffentlicht nur kurze Zeit nach der Trennung in enger Zusammenarbeit mit Alex "TM Juke" Cowan ihr viertes Solo-Album "Pot Of Gold".
Die nächsten Jahre verbringt Russell mit diversen Kooperationen, darunter Weggefährten wie Quantic ("Look Around The Corner") oder auch David Byrne ("Here Lies Love"). Anfang 2013 kehrt sie mit "To Dust" in die Arme von TM Juke und Tru Thoughts zurück.
"Singen ist für mich der beste Weg, um meine Gefühle rauszulassen", berichtet Alice Russell. "Manchmal fühle ich mich dann richtig high, gerade wenn ich in höheren Tonlagen singe. Mir tut es einfach gut: Wenn man das Gefühl hat, dass nichts so richtig klappt, gehts einem gleich viel besser, wenn man die richtige Melodie auf den Lippen hat. Ich hab selbst Panikanfälle schon erfolgreich damit beenden können: Einfach 'Songs In The Key Of Life' von Stevie Wonder mitsingen – das ganze Album. Sollten vielleicht auch mal die Ärzte in ihren Maßnahmenkatalog aufnehmen: Gesang auf Rezept."