Im Jahr 1968 begründeten der Schlagzeuger Jon Hiseman, Saxophonist Dick Heckstall-Smith und Keyboarder Dave Greenslade ein Band-Projekt, das mit suitenartigen Kompositionen, die Jazz, Rock, Blues und klassische Elemente fusionierten, einen neuen Stil begründete. Nur drei Studio-Platten und ein Live-Album reichten aus, um Musik-Geschichte zu schreiben. Ausgedehnte Improvisationen wie in „Lost Angeles˜ zeigten die Formation 1971 am Höhepunkt ihres Schaffens. Das super Line-up dieser Zeit bestand aus den Gründungsmitgliedern plus Gitarrist Dave „Clem˜ Clempson, Bassist und Sänger Mark Clarke und Chris Farlowe, der mit seiner Vokalakrobatik den Songs seinen speziellen Stempel aufdrückte. Gegen Ende des Jahres ’71 war dann Schluss mit Colosseum, die einzelnen Protagonisten waren in den folgenden Jahren in unzählige Projekte involviert (Dave Greenslade rief sein nach ihm betiteltes Band-Projekt ins Leben, Jon Hisemann gründete Tempest, später Colosseum II; Mark Clarke war Mitglied von Uriah Heep, Tempest, Rainbow und Mountain; Clem Clempson verdingte sich u.a. bei Humble Pie, etc.).
1994 wurde mit der CD „Colosseum Lives˜ eines der eindrucksvollsten Comebacks aller Zeiten eingeläutet. Die Band konnte in der 1971er Besetzung mühelos an alte Erfolge anknüpfen, bewies aber mit neuem Material wie auf dem Studio-Album „Bread and Circuses˜ (1997), dass sie noch lange keine Nostalgietruppe ist. 2003 wurde der schwer erkrankte Heckstall-Smith (er verstarb 2004) von Jon Hiseman’s langjährige Lebenspartnerin und Musiker-Kollegin Barbara Thompson abgelöst. Sie ist eine mehr als würdige Nachfolgerin und auf der Bühne ein Energiebündel. Das aktuelle Album „Colosseum Live05˜ featured klassische Tracks wie die „Valentine Suite˜ ebenso wie neues Material aus den 2000er Jahren („Tomorrows Blues˜), und gibt einen kleinen Vorgeschmack auf eine der spielfreudigsten Bands unserer Tage.
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Es muß sich schon um ein außergewöhnliches Projekt handeln, wenn über drei Dekaden die Popularität einer Band nicht nur ungebrochen bleibt, sondern sich auch nachwachsende Generationen für den Sound dieser Gruppe begeistert haben, obwohl sie schon lange nicht mehr existierte – und COLOSSEUM blieb/en zu Zeiten ihrer ersten Inkarnation gerade mal drei Jahre Zeit, um nach den Sternen des Jazz-Rock-Himmels zu greifen, bevor die Musiker um den Schlagzeuger Jon Hiseman getrennte Wege gingen.
Als die legendäre Formation im Jahre 1997 mit "Bread & Circuses" erstmals nach gut 27 Jahren wieder ein Studio-Album veröffentlichte, war die Sensation perfekt. Bereits die 'Reunion Concerts' des Jahres 1994, welche damals zur großen Überraschung und Freude Tausender von Fans das "klassische" CO-LOSSEUM-LineUp nach mehr als zwei Dekaden getrennter Wege wieder auf einer Bühne zusammenbrach-ten, hatten für reichlich Furore gesorgt und – auch als Live-Album ['Colosseum LiveS - The Reunion-Concerts' (INT 3160-2), 1995] – überwältigende Resonanz/en bei Medien und Publikum hevorgerufen. "Bread & Circusses" setzte auf diesen Erfolg noch eins drauf: Mit derselben Mischung aus künstlerischer Erfahrung und sprühender Spielfreude, die 1994 Klassiker wie "Those About To Die" mit neuem Glanz und frischem Druck von den Bühnen donnern ließ, hatten COLOSSEUM eine Produktion mit 11 vollständig neuen Kompositionen geschaffen, das die alten und neugewonnenen Fans gleichermaßen begeisterte. Album und folgende Mammut-Tournee sind inzwischen ebenso wie die die 'Reunion Concerts' längst Teil der glorreichen Historie der Band.
Jetzt, wiederum gute 6 Jahre nach "Bread & Circusses", treten Jon Hiseman und seine Mitstreiter zu einer weiteren Runde in die Arena. "Tomorrow's Blues" heisst das neue Werk, und es bringt alles mit, was es braucht, Colosseum-Fans zu begeistern:
John Hiseman's raffinierte bis zupackende Schlagzeugarbeit; die unverwechselbare, rauh-voluminöse Blues-Stimme von Frontmann Chris Farlowe; Clem Clempson's satten Gitarrensound – und der Mann weiß immer noch, wie man deftig rockt –; Dave Greenslade, der den Klang von COLOSSEUM seit jeher v.a. durch seine großartigen Orgel-Lines und –Layers entscheidend mitdefiniert hat; dann Dick Heckstall-Smith, dessen Saxophon den Songs die Glanzlichter aufsetzt; und nicht zuletzt Mark Clarke's pointierten Bass im Fundament.
Wer die "Reunion Concerts" oder das "Bread & Circusses"-Programm live oder auf CD erlebt hat, weiß, daß die Jahre jeden einzelnen der mitwirkenden Musiker zu virtuoser Spitzenform haben reifen lassen; "Tomor-row's Blues" legt davon einmal mehr Zeugnis ab.
Tracks wie der Titel-Song "Tomorrow's Blues", der (übrigens trotz seines Namens einer der wenigen nicht-bluesigen Titel auf dem vorliegenden Album) im verschachtelten 6/4tel-Takt daherkommt, das eingängige "Thief In The Night" [6] und natürlich die mehrheitlich vertretenen Blues-Nummern reinsten Wassers, wie z.B. "Come Right Back" [2] oder – langsamer – "In The Heat Of The Night" [3], zeigen, daß die Herren ihr Handwerk nach wie vor meisterlich verstehen, mag sich das äußere Erscheinungsbild auch von dem ju-gendlicher Gladiatoren hin zur seriösen Aura ehrwürdiger Senatoren gewandelt haben. Mit "Tomorrow's Blues"beweist sich einmal mehr: COLOSSEUM haben nach wie vor einiges zu bieten – und dies beileibe nicht nur für Liebhaber antiker Kunst.
Und als würde das neue Album als Unterpfand nicht reichen, werden COLOSSEUM sich ab Ende September wieder auf Tournee begeben. - und natürlich im Treibhaus Station machen. denn dort genießt Jon Hiseman hausrecht .....:
JON HISEMAN drums
Jon Hiseman, 1944 in London geboren, einer der bekanntesten Schlagzeuger, hat sich sowohl im europäischen Jazz als auch - dies vor allem mit seiner Band Colosseum - in der Rock-Szene durchgesetzt.
Eigentlich vom Jazz kommend, brachte er auch Erfahrungen im Blues- und Rockbereich mit und versuchte seine musikalischen Ideen mit einer Gruppe herausragender Solisten umzusetzen.
Dies gelang ihm mit der 1968 gegründeten Gruppe Colosseum, ein Zusammenschluss virtuoser Instrumentalisten mit einem geschlossenen, kompakten Sound.
Die stets innovative Stilvielfalt der Band wird in ganz besonderem Maße durch den musikalischen Werdegang von Hiseman geprägt.
Im Jahr 1971 löste sich die Band auf, fast gleichzeitig mit der Trennung kam noch das brillante Doppelalbum Colosseum Live auf den Markt, welches man als Juwel der Jazz-rockgeschichte bezeichnen kann.
Mit seinem großen Ideenreichtum und technischen Können zählt Jon Hiseman immer noch zu den besten Schlagzeugern in Europa.
Er plädiert für einen Legato-Sound und präzisiert diesen folgendermaßen: "Es ist meine ganz spezielle Spielweise, dass ich Jazz- und Rock-Rhythmen miteinander verbinde. Denn ich bin alles andere als ein stupider Rock-Schlagzeuger. Ich spiele nie auf dem Beat, sondern es ist immer eine fließende, schwebende Bewegung in meinen Trommeln."
Im Jahr 1994 'trommelt' Hiseman die alte Originalbesetzung zusammen und macht mit der Band eine sehr erfolgreiche Europatournee mit einer ganzen Reihe von sogenannten Reunion Concerts, welche sowohl von der Kritik als auch dem Publikum begeistert aufgenommen wurden.