treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

CHRISTINE HÖDL

DIE KLEINE MIT DER GROSSEN STIMME - DIE MEHR HAT ALS DIE GROSSE CHANCE

Sie war die Überraschungsgewinnerin der ORF-Talente-Show „Die große Chance“. Mit ihrer Debut-CD „Pure“ geht sie jetzt auf Tour: kraftvolle Songs, mit denen ihr ein felsenfester Brückenschlag zwischen schneidendem Gitarren-Rock, gefühlvollen Indie- Balladen und treibenden Folk-Rhythmen gelingt. Christine Hödl ist eine Vollblut-Musikerin und Singer-Songwriterin – mit einer starken Stimme! Einer Stimme, die beißen kann. Rau und heftig. Und im nächsten Moment samtweich unter die Haut geht. Und dabei immer diamantklar bleibt. Als hätten Alanis Morissette, Melissa Etheridge, Janis Joplin und Sheryl Crow zusammengelegt.

NEWS: 18.11.2011
Mit High Heels und Paillettenmini, dramatischem Make-up und exhibitionistischen Exzessen hat Christine Hödl, 35, nichts im Sinn. Mit der Außergewöhnlichkeit ihrer Lebensumstände zu spekulieren fällt ihr nicht ein. Sympathisch, bodenständig, ein Anti-Star: So gewann die mit einer Frau verheiratete Wienerin die ORF-Castingshow „Die große Chance“.

Den verblüffenden Sieg am vergangenen Freitag mit dem selbst komponierten Lied „The Key To Be Free“ kann die durch den Medienhype etwas überforderte Singer-Songwriterin immer noch nicht fassen. „Ich hatte am Schluss ein Blackout und war vom Blitzgewitter völlig überwältigt“, erinnert sich Christine Hödl im NEWS-Interview. Und: „Eigentlich wollte ich gar nicht am Casting teilnehmen, weil ich mir das nicht zugetraut habe. Meine Frau hat mich überredet. Ich hätte nicht mit mir als Siegerin gerechnet“, erzählt die bescheidene Künstlerin, die zuvor meist in Irish Pubs auftrat.

100.000 Euro Preisgeld und einen Plattenvertrag mit Sony in der Tasche, hat sich „Hödl Christine, Musikerin und Kinderpädagogin“ bis Ende des Jahres karenzieren lassen. „Um mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen“ und „noch vor Weihnachten mein erstes Album auf den Markt zu bringen“. Das soll zum größten Teil aus selbst geschriebenen Liedern bestehen, die Hödl ab nächster Woche mit Alannah-Myles-Gedächtnisstimme im Studio einsingen wird. „Ich freue mich auch schon sehr auf mein erstes Live-Konzert.“ Termine stehen bisher allerdings noch keine fest.

Christine will am Boden bleiben
Bei all dem Getöse um ihre Person will die so normal bleiben wie möglich: „Ich bin kein Typ, der gerne vor Kameras posiert.“ Dass sie und Ehefrau Jacqueline, 22, jetzt um 100.000 Euro reicher sind, soll an ihrem bodenständigen Lifestyle nichts ändern. „Es wird sicher nicht plötzlich ein Porsche vor der Tür stehen. Das Geld wird gut angelegt, vor allem für unsere Tochter Luzia.“ Ihre ungewöhnliche Liebesgeschichte hat Hödl von Anfang an weder versteckt noch damit Publicity geschunden. Seit vier Jahren ist sie mit der um 13 Jahre jüngeren Jacqueline liiert. Im August des Vorjahres hat das homosexuelle Paar seine Partnerschaft in Wien eintragen lassen. „Meine Frau und ich haben uns über den Job kennen gelernt“, verrät Hödl.

So enstand ihr Kind der Liebe
Die Kindergärtnerinnen „beschnupperten sich erst einmal knapp zwei Jahre“, bevor sie zueinanderfanden. Der Altersunterschied zwischen den beiden Frauen war „nie ein Thema“, versichert Hödl. Ebenso wenig die Frage nach dem Kinderwunsch. Das Paar entschied sich für künstliche Befruchtung, die an Jacqueline schließlich in einer Klinik in Dänemark vorgenommen wurde. Mittlerweile ist Tochter Luzia acht Monate alt. „Der Kinderwunsch war bei mir immer da, aber ich hatte von klein auf Angst vor der Geburt“, gewährt Hödl private Einblicke. „Jacqueline wollte das alles selbst erledigen, da stand ich ihr nicht im Weg.“ Diese Entscheidung treffen zu können, bezeichnet die Sängerin als „einen der großen Vorteile, den zwei Frauen in einer Beziehung haben“.

Baby von der Samenbank
Nach langer Recherche hatte sich das Paar für die dänische Samenbank entschieden. Ein psychologisches Erstgespräch und viele Fruchtbarkeitstests später machten sich die damals noch Ledigen in die Klinik auf. „Eine Woche davor bekommt man eine Spenderliste mit 15 bis 20 Personen. Natürlich hat man kein Foto, und die Informationen beschränken sich auf Größe, Gewicht, Augen- und Haarfarbe oder Ausbildung des Samenspenders“, klärt Hödl auf. „Wir haben uns zudem für einen sogenannten offenen Spender entschlossen, damit Luzia mit ihrem 18. Lebensjahr ein bisschen mehr über ihn erfahren kann. Ob er verheiratet ist oder Familie hat, zum Beispiel. Denn irgendwann kommt die Frage: Wo komme ich her?“

"Sieg der Toleranz"
„Die große Chance“ sieht Hödl auch als „Sieg der Toleranz. Ich hoffe allerdings, dass ich hauptsächlich wegen meiner Musik gewonnen habe.“ Zu viel Interesse an ihrer sexuellen Orientierung sei auch „nervig“. Aber, so Hödl, „man sieht mich jetzt als Vorreiterin in der Szene. Und darauf bin ich stolz.“ Die sie zur Siegerin gewählt haben, dürfen sich da formlos anschließen.