Sie sorgten in den 80er und 90er Jahren für einige Furore: die All-Star-Band „The Leaders“. Veröffentlichungen bei verschiedenen Labels (Black Hawk, Black Saint, Sunnyside) und internationale Tourneen machten die Band weltweit bekannt. Zur damaligen Besetzung gehörten keine geringeren als Arthur Blythe, Lester Bowie, Chico Freeman, Famoudou Don Moye, Cecil McBee und Kirk Lightsey.
Nun ist die Formation wieder auferstanden. Die Initiatoren waren Chico Freeman und Cecil McBee, die sich an die „guten alten Zeiten“ erinnerten und die feine Idee hatten, wieder ein Ensemble aus gestandenen „Leaders“ zu bilden. Nun sind einige der ursprünglichen Mitglieder leider nicht mehr verfügbar gewesen: Lester Bowie ist mittlerweile verstorben, Arthur Blythe konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein, usw. Und so wurde um den Kern der beiden Legenden McBee und Freeman ein Ensemble zusammengestellt, das zum einen aus allesamt gestandenen Musikern besteht und die große Namen des Jazz sind, die aber auch häufig gemeinsam auf der Bühne oder im Studio gestanden sind – blindes Verständnis sollte die Basis sein. Mit Eddie Henderson war sehr schnell der Trompeter gefunden, der perfekt ins Konzept passte, und auch Bobby Watson war vom ersten Moment an begeistert von dem Projekt. Dass Billie Hart mit von der Partie war, verstand sich fast von selbst, er ist mit allen seit langer Zeit befreundet. Alleine der Pianist Fred Harris ist vielleicht (noch) nicht so bekannt, auch wenn er andere Musiker der Band von gemeinsamen Auftritten und CD-Projekten kennt.
Im Sommer 2006 war es dann endlich soweit: Bei ausgiebigen Sessions wurden die Kompositionen ausgetauscht und gemeinsam erarbeitet, und dann in einer zweitägigen Aufnahmesitzung in den Twinz-Studios in New Jersey eine neue CD eingespielt. Vom ersten Ton an „brannte die Luft“ im Studio – die Leaders hatten zueinander gefunden und jeder einzelne war Teil einer von Spielfreude und Kreativität schier berstenden Atmosphäre. Technische Tricks oder Spielereien waren bei dieser geballten Professionalität überflüssig, meist war der erste Take schon der perfekte Take. Sofort war auch klar, dass jeder hoch motiviert war, es nicht bei der CD-Aufnahme zu belassen, sondern auch gemeinsam auf Tour zu gehen. So sind also die Pläne für das Jahr 2007 schon weit fortgeschritten, und die CD wird im nächsten Jahr weltweit in verschiedenen Clubs und bei Festivals vorgestellt.
Chico Freeman (*1949) – ts, ss: der Sohn des Tenoristen Von Freeman hat schon zahlreiche Platten und CDs unter seinem Namen veröffentlicht und ist in fast allen Stilen des Jazz zu Hause. Der stark von John Coltrane beeinflusste Saxophonist hat aber auch in vielen anderen Ensembles gespielt, von Jack de Johnette´s Special Edition bis hin zu den Bands von Sun Ra, Don Pullen und Elvin Jones. Sein Ton am Tenor ist unverwechselbar, und auch am Sopransaxophon verfügt er über einen selten weichen und doch prägnanten Ausdruck.
Bobby Watson (*1953) – as: Bei Art Blakeys Jazz Messengers begann er in den 70er Jahren, seine Karriere, war sogar bald der musikalische Leiter der Band. Später spielte er unter anderem mit Wynton Marsalis, Louie Hayes, George Coleman und vielen anderen, bevor er sein 29th Street Saxophone Quartet und später die Band „Horizon“ gründete. Zahlreiche Aufnahmen bei u.a. Columbia, Enja und Blue Note belegen seine Bedeutung als einer der herausragendsten Altisten des Jazz.
Eddie Henderson (*1940) – tp: Miles Davis ist das große Vorbild Henderson´s, aber auch wenn man diese Schule immer wieder in seinem Spiel heraushört, hat er seine eigene Sprache entwickelt. In den späten sechziger Jahren machte er bereits in Herbie Hancocks Sextet auf sich aufmerksam, und seine gemeinsamen Auftritte und Aufnahmen mit u.a. Joe Henderson, Charles Earland, John Handy und Art Blakey sind allen Jazzfreunden gut bekannt. Sein aktuelles Soloprojekt (u.a. auch mit Billie Hart am Schlagzeug) wurde 2006 veröffentlicht und hat für eine sehr positive Presseresonanz gesorgt.
Fred Harris (*????) – p: der „Youngster“ der Band stammt aus San Francisco und hat sich an der Westküstenszene bereits einen guten Namen erspielt, er ist auf dem Sprung nach ganz oben. Er beherrscht nicht nur die modernen Jazzformen, sondern ist sowohl klassisch geschult als auch immer wieder Gast in Rockformationen. Sein Spiel ist kräftig und doch sensibel, und man hört immer wieder auch die Nähe zu Oscar Peterson. Darüber hinaus hat er einige wunderschöne Kompositionen und Arrangements beigetragen, die ihm umgehend den Respekt der älteren Kollegen einbrachten – und seine freundliche und humorvolle Art hat ihm die Herzen aller geöffnet.
Cecil McBee (*1935) – b: Er ist mit Sicherheit einer der versiertesten und anerkanntesten Bassisten des Jazz, die unumstrittene „Krone“ der Band. Bis in die 50er Jahre zurück reichen die Erfahrungen McBee´s, als er mit Dinah Washington seine ersten beachteten Auftritte hatte. Seither hat er mit nahezu allen klangvollen Namen des Jazz gespielt: Wayne Shorter, Keith Jarrett, Pharoah Sanders, Sam Rivers, Andrew Hill, um nur einige zu nennen. Der immer noch überaus agile Bassist ist bis heute mit seiner beseelten Spielweise sehr gefragt, und immer wieder auch auf eigenen CDs zu hören.
Billy Hart (*1940) – d: Unglaublich vielseitig und flexibel, und dabei mit dem Timing eines Schweizer Uhrwerks – diese Eigenschaften haben den Schlagzeuger schon früh zur ersten Wahl von Musikern wie Herbie Hancock, Shirley Horn, Stan Getz, McCoy Tyner und vielen anderen gemacht. So ist er einer der vielbeschäftigsten Drummer New Yorks, und doch bleibt ihm immer wieder die Zeit für eigene Projekte (2006 erschien ein neues Album unter seinem Namen) – und natürlich für die Leaders!
Die neue CD der Leaders erscheint weltweit im März 2007 bei dem Label Double Moon Records, auf dem der musikalische Leiter der Leaders, Chico Freeman, bereits seine letzte CD veröffentlicht hat.