david versus goliath: die revolution muß tanzbar sein
Die schwedischen Hip Hopper von Looptroop schießen mit ihrem langerwarteten, zweiten Meisterwerk nicht nur den Vogel ab - nein, sie fegen gleich ganze Schwärme der fliegenden Gesellen vom Himmel. "The Struggle Continues" ist das Album des Jahres. Kein Zweifel. Besser, fresher und intelligenter war Rap weder 1988, noch 1994 und schon gar nicht 2002. Promoe und Co. gelingt das Kunststück, gleichermaßen innovativ, partytauglich und anspruchsvoll zu klingen, ohne die angesagte Clubmucke oder hüftlahme Underground-Beats zu biten.
Der Wahnsinn nimmt bereits beim Intro "David vs. Goliath Hustlas" seinen Lauf. Sägende Streicher, straight bouncende New York-Drums und ein genial eingesetztes Vocal-Sample von Puff Daddy-Buddie Black Rob machen von Anfang an klar: "Looptroopers Are Whoa!"
Jetztz kommt der nächste Streich: "Fort Europa"
WIKIPEDIA:
Looptroop ist eine schwedische Hip-Hop-Gruppe. Sie rappen bis auf einige wenige Ausnamen auf Englisch. Looptroop sind vor allem in Skandinavien und bei nordamerikanischen und europäischen Hip-Hop-Fans beliebt. Ihre Texte haben wenig mit den sonst im Hip Hop üblichen Sex- und Gewaltphantasien zu tun, vielmehr beschäftigen sie sich zu einem Gutteil mit klassisch linker Gesellschaftskritik.
Looptroop wurde 1993 von Cosmic, Promoe und DJ Embee gegründet, die sich bereits aus der Schule kannten; Promoe und DJ Embee machten bereits seit 1991 zusammen Musik. Ihr erstes Tape nannten sie Superstars. Nach einer US-Tour von DJ Embee veröffentlichten Looptroop 1995 ihr zweites Tape Threesicksteez. Auf diesem hatten sie bereits mit MC Supreme zusammengearbeitet, 1996 wurde er Vollmitglied der Looptroop wurde. Im gleichen Jahr brachten sie From the Wax Cabinet heraus.
Zwischen 1996 und 2000 veröffentlichten Looptroop mehrere EPs auf dem eigenen Label David vs. Goliath (David gegen Goliath). Sie waren die erste schwedische Rapgruppe, die ihre Alben komplett selbst aufnahmen und produzierten. In dieser Zeit bestritten sie auch Auftritte mit Gruppen wie den Arsonists, High & Mighty, Mass Influence, Non Phixion, Pharoahe Monch, Genius und Xzibit.
2000 kam Modern Day City Symphony auf den Markt, das ihnen viel Lob von Kritikern und Fans einbrachte.
2002 folgt deren Nachfolger, ebenso ein Meilenstein des europäischen Hip Hop.
2005 brachten sie ihr neues Album, welches den Namen "Fort Europa" trägt und eine weitere Ausnahme-LP darstellt.
Promoe brachte auch solo einige Platten wie Long Distance Runner und Government Music heraus. Mit "These Walls Don't Lie" wurde er über Skandinavien hinaus bekannt.
Mit Artisten wie Timbuktu oder Chords von JuJu Records, ein Label ebenfalls aus Schweden, kamen schon einige Featurings zustande.
Looptroop ist auch auf den Graffiti-Videos "Area 08" sowie "Area 08 - 2" zu hören. Gerüchtehalber heißt es sogar, dass einige der "Akteure" in den Videos, die zum größten Teil zeigen, wie illegal Züge bemalt werden, Mitglieder von Looptroop sind.
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Denkt man an Schweden in der Nacht, man assoziiert Elche, Knäckebrot, blauäugige blonde Hünen und überfüllte Möbelhäuser. Nach einem Kontakt mit Looptroop verbindet man mit Schweden immer noch Elche und Knäckebrot, aber auch hochintelligenten Conscious-Hip Hop, und die imaginären blauäugigen Hünen haben plötzlich meterlange Dreadlocks. Was ist passiert?
Wir schreiben das Jahr 1991 in Västerås. DJ Mc Marshall (man wird ihn später als Embee kennenlernen) und sein Schulkollege Marcie Cee haben den Hip Hop für sich entdeckt. Eine exotische Angelegenheit für eine schwedische Kleinstadt - aber vermutlich gerade deshalb so interessant. Glaubt man der Überlieferung, so suchten die beiden ihren Mitstreiter MC Mårten danach aus, welcher ihrer Schulkameraden am wenigsten danach aussähe, als könne er rappen. Der Schein trügt, und der langhaarige Junge mit den engen Jeans erweist sich als exzellente Wahl. Auftritt: Promoe.
Promoe, damals noch MC Mårten, findet ebenfalls schon beachtlich früh zum Hip Hop. Seit 1986 als Graffitisprüher aktiv, wechselt er nach fünf Jahren die Disziplin und greift zum Mikrofon. Seine Verbundenheit zur Writer-Szene bleibt dennoch stark und spiegelt sich immer wieder in seinen Texten: "Graffiti writers won't die because these walls don't lie. I'm dedicating this song to those gone, your memory live on." Promoes ragga-lastiger Flow ist deutlich von seinen reichlich Reggae und Dancehall umfassenden Hörgewohnheiten beeinflusst, was bei seinen Soloproduktionen "Gouvernment Music" (2000) und "Long Distance Runner" (2004) noch etwas deutlicher zutage tritt.
Embee und Promoe nehmen 1991 ihren ersten gemeinsamen Song auf. Zur Verstärkung holen sie Mellow T ins Boot, der ebenfalls aus Västerås stammt. Promoe entdeckt ihn, als er auf einer Highschool-Veranstaltung gegen Mitglieder seiner ehemaligen Crew "The Hot Dogs" anrappte. Mellow T aka CosM.I.C. stellt seitdem das Partytier der Truppe; seit 1993 nennt sich die Formation "Looptroop".
Das erste Tape nimmt mit dem Titel "Superstars" den Erfolg vorweg. Das zweite führt MC Supreme ein, der als viertes Looptroopmitglied seit 1996 das Quartett komplettiert. In den Jahren zwischen 1996 und 2000 veröffentlichen Looptroop auf ihrem eigenen Label "David vs. Goliath" mehrere EPs. Auf jegliche Unterstützung durch Majorunternehmen wird bewusst verzichtet; Looptroop gehen mit "David vs. Goliath" einen Deal mit dem schwedischen Punk- und Hardcore-Label "Burning Heart Records" ein.
In diesem Rahmen erscheint 2000 das erste Album "Modern Day City Symphony". Der Nachfolger "The Struggle Continues" erregt weltweites Aufsehen; Looptroop spielen unzählige Liveshows auf allen Kontinenten, darunter auch Auftritte mit Größen wie den Arsonists, High & Mighty, Non Phixion, Pharoahe Monch und Xzibit. 2005 folgt der der dritte Longplayer "Fort Europa", den Embee - wie die beiden vorangegangenen Alben - ebenfalls komplett selbst produziert hat. Mit seinem Soloalbum "Tellings From Solitaria" räumt Embee 2005 einen schwedischen Grammy ab, das nur nebenbei bemerkt.
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Die schwedischen Hip Hopper von Looptroop schießen mit ihrem langerwarteten, zweiten Meisterwerk nicht nur den Vogel ab - nein, sie fegen gleich ganze Schwärme der fliegenden Gesellen vom Himmel. "The Struggle Continues" ist das Album des Jahres. Kein Zweifel. Besser, fresher und intelligenter war Rap weder 1988, noch 1994 und schon gar nicht 2002. Promoe und Co. gelingt das Kunststück, gleichermaßen innovativ, partytauglich und anspruchsvoll zu klingen, ohne die angesagte Clubmucke oder hüftlahme Underground-Beats zu biten.
Der Wahnsinn nimmt bereits beim Intro "David vs. Goliath Hustlas" seinen Lauf. Sägende Streicher, straight bouncende New York-Drums und ein genial eingesetztes Vocal-Sample von Puff Daddy-Buddie Black Rob machen von Anfang an klar: "Looptroopers Are Whoa!". Im weiteren Verlauf grooven die sehr geschickt instrumentierten Beats von Produzent Embee für Looptroop-Verhältnisse dann ungewohnt straight aus den Boxen. In Verbindung mit den sozialkritischen Skillz von Promoe, Cosmic und Supreme und deren ungeahnten Hookline-Fähigkeiten entwickelt sich jedoch ein wahres Feuerwerk an Hits en masse.
Da fällt es dem euphorischen Autor schon verdammt schwer, als Anspieltipps nicht gleich alle Tracks zu nennen. Am ehesten ragen noch "Bandit Queen", "Get Ready", "The Struggle Continues" und "Last Song" aus der ohnehin schon großen Klasse hervor. Der Titelsong besticht neben besagten Soundqualitäten allein schon wegen der Zeile "I need to write words - I need the right words. To come across and make you feel my thirst. Without this so called freedom of speech I might burst. Transform the pain into an tight vers."
Auch "Get Ready" wartet mit Standout-Lyrics auf, die sich explizit um das Thema "Hip Hop in der Krise" drehen. "Before I kill emcees I kill the police", bringt das Dilema auf den Punkt. Dagegen überzeugt der "Last Song" mit einem Hammer-Hook im Reggae-Format. Den absoluten Höhepunkt markiert jedoch Promoes Liebeserklärung an die "Bandit Queen". Lyrisch eine Offenbarung, die dem beschissenen, durch Leute wie Nelly und Tomekk hoffähig gemachten, sexistischen Frauenbild den Stinkefinger zeigt. Auszüge aus Promoes Lyrics würden hier aber den Rahmen sprengen, denn man müsste den gesamten Text zitieren.
Hoffnung, Spaß und Menschlichkeit klingen aus jeder Zeile und machen die Revolution tanzbar. Den "Revolutionary Step" sollte jeder zumindest einmal aufs Parkett gelegt haben. Zum Glück bleiben Looptroop trotz aller linken Ideale aber immer Teil der Hip Hop-Kultur. Die dicke Hose sitzt auch bei den Schweden im Schritt, und wenn Polit-Rapper Promoe sich mit dem Wissen um Redmans inhaltsleere Texte als absoluter Fan des American Most Blunted outet, dann spricht gerade diese Zweideutigkeit für die Looptrooper.