treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

AXEL HACKE

EDI JÄGER / ANITA KÖCHL: Das Beste aus meinem Liebesleben
Axel Hackes hinreißende Geschichten aus den Beziehungssümpfen des Alltags, 
Stories, die einem geradezu unheimlich bekannt sind und die man immer wieder mit größtem Vergnügen hört:
Warum hoffen 75% aller Frauen, dass sich ihr Mann im Laufe der Ehe ändert, 75% aller Männer aber, dass sich ihre Frau nicht ändert? 
Anita Köchl & Edi Jäger präsentieren auch skurrile Perlen aus der legendären Trilogie über ver-hörte Liedtexte und Gedichtzeilen: Der weiße Neger Wumbaba.
Mehr als eine Million Menschen in Deutschland haben darüber Tränen gelacht! 

„... eine heiter-satirische bis schwärzest-sarkastische Zusammenfassung der kommunikativen Abgründe und unterschiedlichen Betrachtungsweisen zwischen Ihr und Ihm.  Köchl und Jäger liefern Spaß pur. Im Sekundentakt entladen sich die kleinen und großen Pointen über dem nach Luft schnappenden Publikum. Wer keine Tränen mehr hat, bekommt Lachkrämpfe – Verschnaufpausen liefert das geniale Komödianten-Duo so gut wie keine. Manchmal benötigt das Hirn ein paar Sekunden, um akustische Fehlübersetzungen des Google-Translators dem Zwerchfell begreiflich zu machen, aber sobald der bayerisch-kindliche „Erdbeerschorsch“ eindeutig als „Erzbischof“ identifiziert wurde, brach die teils orgiastische Erheiterung wieder durch die Ränge

Pressestimmen über Köchl & Jäger:
- eine Glanzleistung … zum Tränen Lachen ... begeisterte Zuschauer. (drehpunkt kultur)
- Jäger & Köchl brillieren. (STANDARD, Wien)
- Bravourös, gekonnt ... irrwitzige Unterhalter des 21. Jahrhunderts. (WIENER ZEITUNG)
- Brutale Attacke auf die Lachmuskeln  (Österreich) 
- Beziehungsalltag interpretiert von Köchl & Jäger … begeistertes Publikum. (Krone)
- große Komödianten … grandioser Witz auf höchstem Niveau … (Schaffhauser Nachrichten, CH)

Axel Hacke lebt als Schriftsteller und Kolumnist in München. Er gehört zu den bekanntesten Autoren Deutschlands, seine zahlreichen Bücher sind in sechzehn Sprachen übersetzt. Axel Hacke findet Geschichten in den kleinen Dingen.  Ob Gebrauchsanweisungen, häusliche Betrachtungen oder Reisebegebenheiten - alles kann ihm Stoff liefern für Satiren, Szenen und geschliffene Geschichten. 

Ein Lebenslauf und vier Variationen


Lebenslauf
Geboren 1956 in Braunschweig.
Studium in Göttingen und München.
Von 1981 bis 2000 Redaktionsmitglied der Süddeutschen Zeitung, zunächst als Sportredakteur, dann als politischer Reporter und Streiflicht-Autor.
Lebt seit 2000 als Schriftsteller und Kolumnist in München und dem Chiemgau.
Joseph-Roth-Preis, Theodor-Wolff-Preis, zwei Egon-Erwin-Kisch-Preise, Hoferichter-Preis, Kinderhörspielpreis des MDR, Internationaler Literaturpreis Corine.
Buchveröffentlichungen: Nächte mit Bosch (1991), Der kleine Erziehungsberater (1992), Der kleine König Dezember(1993), Hackes Tierleben (1995), Ich hab’s Euch immer schon gesagt. Mein Alltag als Mann (1998), Auf mich hört ja keiner(1999), Ich sag’s Euch jetzt zum letzten Mal (2000), Ein Bär namens Sonntag (2001), Das Beste aus meinem Leben (2003), Deutschlandalbum (2004), Der weiße Neger Wumbaba (2004), Prálinek (2005), Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurück(2007), Wortstoffhof (2008), Wumbabas Vermächtnis (2009), Alle Jahre schon wieder (2009), Wofür stehst Du? Was in unserem Leben wichtig ist – eine Suche, mit Giovanni di Lorenzo (2010), Das Beste aus meinem Liebesleben (2011), Oberst von Huhn bittet zu Tisch (2012), Fussballgefühle (2014).
Übersetzungen ins Englische, Französische, Japanische, Koreanische, Spanische, Chinesische, Dänische, Portugiesische, Holländische, Italienische, Thailändische, Norwegische, Tschechische, Polnische, Hebräische, Litauische, Russische und Bulgarische.
Hörbuchveröffentlichungen: Der kleine Erziehungsberater(1995), Der kleine König Dezember, Hörspiel (1997), Auf mich hört ja keiner (2000), Hackes musikalisches Tierleben (2001), Das Beste aus meinem Leben (2003), Deutschlandalbum(2004), Der weiße Neger Wumbaba (2004), Ein Bär namens Sonntag/Prálinek, mit Musik von Christoph Well (2006), Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurück (2007), Der kleine König Dezember, Lesung (2008), Wortstoffhof (2008), Wumbabas Vermächtnis (2009), Alle Jahre schon wieder, mit Songs von Ursula Mauder (2009), Wofür stehst Du? Was in unserem Leben wichtig ist – eine Suche, mit Giovanni di Lorenzo (2010), Das Beste aus meinem Liebesleben, mit Songs von Ursula Mauder (2011), Oberst von Huhn bittet zu Tisch (2012), Fussballgefühle (2014).
 


1. Variation: Lebenslauf, gelangweilt

Ich wurde 1956 geboren, na und?
1956, 1956, 1956 – ich kann es nicht mehr hören, immer wenn ich mich irgendwo blicken lasse, auf einem Podium oder einer Bühne, steht da einer und sagt: “Herr Hacke wurde 1956 geboren.” Kann er nicht mal 1957 sagen oder 1955?
Nein, immer 1956, den Leuten fällt einfach nichts ein, ihre Hirne sind leer wie ein Kohlenkeller im Kriegswinter, sie riskieren auch nichts, sie wollen nichts falsch machen, bloß nicht auffallen mit einem Fehler, lieber nachschauen und dann das Immergleiche. Neunzehnhundertsechsundfünfzig.
Danach kommt natürlich: Braunschweig. Weil ich da geboren wurde, 1956 war das, wenn Sie es noch mal genau wissen wollen. Was geht mich Braunschweig noch an? Null.
Aber ich bin da geboren, das werde ich nicht mehr los, ich schlafe ein, wenn ich das Wort nur höre.
Braunschweichrchrchrrr…
Dann kommt natürlich das mit dem Studium. Ich sag’s nicht mehr, ich bring’ es nicht mehr über die Lippen, Langweilungswissenschaften an der Ludwig-Langweil-Langiversität in Langweilchen. Das war 1981 Gott sei Dank zu Ende. Und dann?
Sie wissen doch längst, dass ich dann zur Süddeutschen Zeitung bin, was fragen Sie das jetzt noch extra? Soll ich die einzelnen Ressorts aufzählen? Noch mal? Das können Sie nicht verlangen. Ende jetzt.
Wohnt in München und im Chiemgau, schreibt Kolumnen und Bücher, die sind in dreizehn Sprachen übersetzt, welche, sag’ ich nicht mehr, hab’ ich schon viel zu oft, vielleicht sind
es auch vierzehn, interessiert doch nicht… Schluss, jetzt, Schluss.
 
2. Variation: Aus dem Tagebuch 1956, nach Thomas Mann

Freitag den 20. I. 56
Gegen 20 Uhr Geburt. Geburtskanal langwierig. Die Hebamme Müller zerrt an mir. Vierschrötige Person. Plötzlich gleißendes Licht. Käseschmiere ekelhaft. Kolostrum mit Appetit. In der Nacht noch erste Begegnung mit Vater. Zwiespältigkeit. Erste Windel. Spät erstmals zu Bett.
Sonnabend den 21. I. 56
Früh auf. Mutter erschöpft, aber rasch reagierend auf mein Begehren, gestillt zu werden. Gegen Mittag Besuch Vater, wie immer sehr beherrscht. Plötzliche Sehnsucht nach vorgestern. Nachmittags weitere Verwandtenbesuche, danach seltsamste Empfindungen. Leichte Nabelverstimmung. Drei Windeln. Einiges Nachdenken über M.’s Brüste. Sechsmal gestillt. Früh zu Bett.
Sonntag den 22. I. 56
1/2 6 auf, sogleich gestillt. Viel Stuhl, vier Windeln. Empfinde die Gegenwart zweier anderer Mütter mit Kindern im Zimmer als irritierend. Aufkommende Gelbsucht. Mutter stillt unkonzentriert. Auf dem Weg zum Neugeborenen-Raum singt sie “Das Wandern ist des Müllers Lust” – was soll das? Viel Schlaf am Nachmittag, nach Besuch Vater dennoch früh zu Bett.
Montag den 23. I. 56
Früh auf, langes Schreien, das ich als befreiend empfinde. Möchte nicht “Dutzi” genannt werden. Plötzliche Hingezogenheit zur Schwesternschülerin Rosi, deren Berührungen mich auf differenzierteste Weise erregen. Vier Windeln. Angewidert von kalten Händen des Kinderarztes. Besuch Vater nur kurz. Man will mich morgen von hier wegbringen, wohin? Unruhiger Schlaf am Nachmittag, träume von gewaltigbedrohlichen Brüsten. Herzhaftes Schreien. Früh ohnmachtsartig zu Bett.
 



3. Variation: Lebenslauf, nach Thomas Bernhard

Morgens um zehn, während ich, was in dieser Angelegenheit von gewisser Bedeutung ist, noch unter dem Einfluss der vergangenen Nacht und der in ihr nach langer Zeit zum wiederholten Male aufgetretenen Hinterkopfschmerzen, die ich durch die Einnahme dreier mir von meinem Internisten verordneten Tabletten Hechnalblastolon zeitweise erfolgreich zu bekämpfen versucht hatte, stand, rief mich, als ich an meinem Schreibtisch saß, die Schlanghammer an und bat um eine kurze Version meines Lebenslaufes, meiner Vita, wie die Schlanghammer sich ausdrückte, meiner künstlerischen Vita, wie sie zu sagen pflegte, sich der abgeschmacktesten nur denkbaren Formulierung bedienend.
Und ich sagte der Schlanghammer auch noch zu, ihr diese kurze Version meiner künstlerischen Vita bis um die Mittagszeit zu liefern, obwohl doch, was die Schlanghammer hätte wissen können, und was um so mehr auch mir selbst hätte klar sein müssen, das Verlangen nach einer Vita, noch dazu einerkünstlerischen Vita, von der die Schlanghammer nun schon seit Jahren mir gegenüber immer wieder und wieder geradezu zwanghaft spricht, mich auf Tage zerstören würde.
Eine Woche lang, so dachte ich an meinem Schreibtisch, in der mir das Vibrato der Schlanghammerstimme als der Inbegriff alles Ekelhaften erschienen war, hatte ich das Telefon gemieden und meine Gehörgänge gegen sein Läuten verschlossen; ausgerechnet jetzt, als ich die mich allmählich stumpfsinnig machende Isolation nicht mehr zu ertragen vermochte und ich der Versuchung nachgab, den Hörer des läutenden Telefones einmal zu ergreifen und endlich wieder eine menschliche Stimme zu hören, um so eine dringend notwendige Geistes- und Körperberuhigung zu erlangen, erreichte mich die widerwärtige und niederträchtige Stimme der Schlanghammerischen mit ihrem abstoßenden Verlangen nach einer künstlerischen Vita.
 
4. Variation: Mitleiderregender Lebenslauf

Ich wurde 1956 geboren, im Januar. Ein sehr kalter, harter Winter. Wir lebten in Braunschweig, nahe der Zonengrenze, eine abgelegene Gegend, die Stadt vom Krieg stark zerstört, provinziell im Geist, wirtschaftlich bis heute schwach.
Natürlich gab es genug zu essen, aber das war im Grunde gerade das Schlimme. Ich war ein fettes Kind, darunter leide ich bis heute, diese Fettzellen bleiben einem ein Leben lang, man hungert dagegen an, aber erfolglos. Man hänselte mich wegen meiner Pummeligkeit die ganze Schulzeit lang; das wäre nicht so schlimm gewesen, hätten meine Eltern hinter mir gestanden, aber sie ironisierten das nur, und im übrigen verlangten sie Leistung, Leistung, Leistung.
Ich war ein guter Schüler, aber unglücklich in allem, bin nach der Bundeswehrzeit (eine unfassbar langwierige Quälerei, denn ich bin kein soldatischer Typ, hatte mich aber trotzdem, weil ich Geld benötigte, für fast zwei Jahre verpflichtet), bin also dann nach München zum Studium gegangen. Eine riesengroße Stadt, ich war sehr einsam, brachte das Studium so rasch wie möglich hinter mich, für Frauen war ich ja sowieso zu schüchtern, während um mich herum…
Mein Gott, es waren ja Münchens vitalste Jahre, eine heitere, sinnenfrohe Zeit, nur ich hatte eben nichts davon. Ich trat dann so schnell wie möglich meinen ersten Job an, leider nur Sportredakteur, obwohl ich gerne politischer Redakteur geworden wäre, was ich dann einige Jahre später auch wurde, aber da interessierte es mich schon nicht mehr, weil ich mich nach einem Leben als Reporter sehnte, was dann, als ich es erreicht hatte, den fast nicht zu ertragenden Nachteil des Ständig-Unterwegsseins hatte…

AXEL HACKE

Wumbabas Vermächtnis


Wie ich ein harmloses Buch schrieb – und plötzlich als Rassist beschimpft wurde. VON 
DIE ZEIT  
17. Januar 2013 

Im Jahr 2004 habe ich ein Buch unter dem Titel Der weiße Neger Wumbaba veröffentlicht, knapp drei Jahre später den Band Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurück . 2009 folgte dann Wumbabas Vermächtnis .

Es geht in dieser kleinen Trilogie um das Missverstehen gesungener Texte, der Titel ist ein Beispiel dafür: Ein Leser hatte mir erzählt, er habe Matthias Claudius’ berühmtes Abendlied Der Mond ist aufgegangen immer falsch verstanden. Statt »Der Wald steht schwarz und schweiget / und aus den Wiesen steiget / der weiße Nebel wunderbar« habe er gehört: »...und aus den Wiesen steiget / der weiße Neger Wumbaba«. (Später steuerte ein Münchner die Variante »Und aus der Isar steiget / Der weiße Neger Wumbaba« bei.)

Anlässlich des zweiten Bandes bekam ich zum ersten Mal Post: Ich würde mich trotz der Proteste gegen das erste Buch – von denen ich nichts mitbekommen hatte – nun ein zweites Mal »des Unwortes ›Neger‹« bedienen, schrieb die Verfasserin, und dass es jemandem, der zur weißen Mehrheit in Deutschland gehöre, nicht freistehen könne, »ob er politisch korrekt sein möchte oder nicht« – eine bemerkenswerte Meinung, wie ich finde. Der Titel sei furchtbar, das Titelbild des Malers Michael Sowa äußerst rassistisch und beleidigend.

Nun beleidige ich nicht gern Leute, schon gar nicht in Büchern. Auch halte ich den Kampf gegen Rassismus für wichtig, aber welcher anständige Mensch täte das nicht? Nie würde ich einen Menschen als »Neger« bezeichnen, das fände ich tatsächlich ehrverletzend.

Ich erschrak also über die Vorwürfe.

Andererseits weiß ich nicht, wie man mit dem Missverständnis von Claudius anders hätte umgehen sollen. Das Wort »Neger« lässt sich hier nicht durch »Schwarzer« ersetzen, tut mir leid. Und das Bild meines Freundes Sowa stellt doch keinen Menschen dar, auch nicht als Karikatur! Sondern eine surreal-poetische Figur, die so ratlos-selbstbewusst wie mondlichtübergossen auf einer Wiese steht, einen »weißen Neger« von großer Freundlichkeit. Warum nicht diese Illustration auf den Titel nehmen, zumal das Lied zu den Lieblingsliedern der Deutschen zählt?

Im November 2007 hatte ich eine Lesung in Göttingen. Ich saß in der Garderobe und wartete auf meinen Auftritt, als der Intendant hereinkam und sagte, vor dem Theater sei eine Demonstration. »Gegen wen?«, fragte ich. »Gegen Sie«, sagte er. Acht oder neun Menschen trügen Transparente mit der Aufschrift »Nenn mich nicht Neger!«. Sie hätten angekündigt, mit mir diskutieren zu wollen. Dagegen hätte ich nichts, sagte ich.

Im Foyer wartete nach der Lesung vor dem Büchertisch eine kleine Gruppe auf mich, die Mehrzahl Weiße, dazu zwei oder drei Schwarze, die aber nicht in der Lesung gewesen waren. Wie sich herausstellte, hatten sie auch keine Ahnung vom Inhalt meiner Bücher. Eine Dame, die zu den Organisatoren der Demonstration gehörte, sprach mich an. Wir wechselten einige ruhige Sätze, doch das dauerte nicht lange.

Es wurde laut. Die Dame, eine Deutsche, verschwand im Hintergrund, ein weißer Amerikaner schrie mich an, ein Schwarzer schrie lauter, es fielen die Wörter »Hitler« und »Rassist«, Bücher flogen. Die Mutter des Veranstalters der Lesung trommelte auf den Rücken eines Demonstranten und rief, er solle ruhig sein, aber der folgte nicht. Stattdessen gab er mir – sein Gesicht zentimeterdicht vor meinem – mit Gesten und Wörtern zu verstehen, er werde mir später draußen im Dunkeln die Kehle durchschneiden. Die anderen sahen ihm stumm zu.

Da bin ich gegangen.

Im Jahr darauf erreichte meinen Verlag eine Resolution gegen meine Bücher, von einer Organisation namens »Der braune Mob« auf Deutsch und Englisch verfasst und von ein paar Hundert Leuten unterzeichnet. Manche hatten einen Kommentar dazugeschrieben, die meisten auf Englisch: Ich sei ein weißer Rassist, hieß es, mit der Ermordung der Juden mache man auch keine Witze, »wer Neger sagt, muss auch Aua sagen«, ich sei ein »fu..ing Nazi«, ein krankes Hirn, »are we back to the Hitler Regime?« Ob demnächst ein Grußwort aus der NS-Zeit auf den Titel komme. Und wie unglaublich es sei, dass »ein Verlag für Kinderbuecher einen solchen Begriff einsetzt« – obwohl mein Verlag kein Verlag für Kinderbücher ist und mein Buch auch kein Kinderbuch.

Man hat ja Verständnis für eine Grundwut bei Leuten, die täglich mit Rassismus zu tun haben – aber ein so gedankenfreier, reflexhafter Furor...?

In Bielefeld traf ich später im Foyer des Theaters vor einer Lesung auf einen Buchhändler, der auf dem Büchertisch kein einziges Wumbaba- Buch führte. Ich wisse doch, warum – das war alles, was er auf mein Nachfragen sagte.

Fast nie bekomme ich ruhig argumentierende Post. Wenn doch, antworte ich, dass ich es nicht für richtig hielte, Wörter zu verbieten, dass es auf den Zusammenhang ankomme, in dem sie verwendet würden, und dass ich den Kampf gegen den Rassismus für zu ernst hielte, als dass man seine Zeit mit solchen Auseinandersetzungen vergeuden sollte. Auf andere Briefe antworte ich nicht. »Was soll dieser beschissene Titel von wegen ›der weisse Neger..‹!!! Das ist einfach nur rassistische Scheisse. Ich könnte kotzen.« Ich ja auch, aber ich schreib’s nicht.

Ende Dezember erhielt Antje Kunstmann, meine Verlegerin, übrigens einen Brief von »LesMigraS Lesbische Migrantinnen und Schwarze Lesben«. Sie habe, hieß es, zwei Bücher über Depression veröffentlicht, Mein schwarzer Hund und Mit dem schwarzen Hund leben . Es sei aber diskriminierend gegenüber schwarzen Menschen, »wenn die Farbe schwarz und Dunkelheit als Symbolfarben für negativ bewertete Situationen oder Eigenschaften verwendet werden«. Damit werde »Schwarzsein erneut mit negativen Aspekten verbunden und suggeriert, dass Schwarzsein (von Weißen) beherrscht werden muss«.

Für die deutsche Sprache sehe ich dann aber doch, wenn ich so sagen darf: schwarz.