treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

BILL FRISELL

Bill Frisell ist einer der arriviertesten modernen Musiker unserer Zeit, der mühelos zwischen Jazz, Pop und zeitgenössischer Musik wechselt.
Dieser Mann ist nicht zu fassen! Im vergangenen Jahr verzauberte Bill Frisell mit einem konventionell besetzten Trio und seinen Klang-Assoziationen zu den Filmen von Buster Keaton. Americana vom Feinsten! Gerade erst tourte er an der Seite von McCoy Tyner quer durch die Welt, um ein paar Ideen von dessen Album „Guitars“ auf die Bühne zu bringen. Anfang August erschien der Soundtrack der multimedialen Hommage „Disfarmer“; das vorherige Album „History, Memory“ wurde immerhin für einen „Grammy“ nominiert. Das originell instrumentierte 858 Quartet (Gitarre  Trompete und Streicher)  entstand vor einigen Jahren, um Stücke konzertant aufzuführen, die durch acht abstrakte Gemälde Gerhard Richters inspiriert waren.

Er ist einer der individualistischsten und innovativsten seines Instrumentes, Bill Frisell zählt neben John Scofield, Pat Metheny und Marc Ribot  zu den am meisten be- und anerkannten Gitarristen. Sein 858 Quartett ermöglicht Frisell mit einer Streicher-Traumbesetzung zu arbeiten und stellt nach vielen Jahren eine Wiedervereinigung mit Hank Roberts dar, der schon in der ersten Band des unermüdlichen Gitarristen und Komponisten spielte.

Mit acht Bildern von Gerhard Richter hat ursprünglich alles angefangen, die Gemälde des deutschen Malers inspirierten den ”Clark Kent der elektrischen Gitarre” (Spin) zur Musik für sein 858 Projekt. In Analogie zu den abstrakten, farbintensiven Werken zieht das Gitarrenmastermind Furchen durch die Oberfläche, kratzt, löscht, verwischt, verfremdet, lagert Layer über Layer. Frisell schafft eine symbiotische Beziehung zwischen den Bildern und seinen expressiven, phantasievollen Kompositionen, ein Gesamtkunstwerk, das die Grenzen der Musik fließend in Kunst und Literatur übergehen lässt. Ob Jazz, ob moderne Musik, ob Country - allen voran handelt es sich um Kunst und zur gleichen Zeit unmissverständlich um ein Frisell-Projekt, mit dem er einmal mehr weiter vorstößt und unsere konventionellen Konzeptionen zerstört.

Frisells Kompositionen sind in Musik umgesetzte Gemälde, er setzt sein Verwirren und Enträtseln fort. Mit seiner geisterhaft verhangenen und verwehten Gitarre taucht er in den feinen Schattierungen an den Rändern auf. Mal entwickeln sich aus dem schieren Chaos erstaunliche Strukturen und akustische Neuerungen, dann wiederholen sich Muster und zerfließen, wahre Wirbelstürme werden zu milden Brisen. Um Harmoniefetzen und verspielte Off-Beats bewegen sich die Kompositionen zwischen den Extremen Melancholie und ausschweifender Heiterkeit. Denken Sie an Kammermusik des 20. Jahrhunderts mit einer veränderten Gitarre und Sie sind am richtigen Weg...

Muss man am besten selbst gehört haben, denn hier reichen die immer zur Unzulänglichkeit verurteilten Verbalbeschreibungen längst nicht mehr. Schwerstens empfohlen!