treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

MARI BOINE

MYSTIK UND MAGIE AUS LAPPLAND: Archaische Klänge,vermischt mit Jazz, Schamanismus und Rock´n Roll.

Die Musik Mari Boines ist ein fernes Echo jener frühen Tage, als diversen Naturgottheiten gehuldigt wurde. Auf der Suche nach der eigenen kulturellen Identität, fand sie im Joik-Gesang des Schamanismus ein Ausdrucksmittel, das zum zentralen Bestandteil ihrer Musik wurde.
Dabei versteht sie sich selbst nicht als Traditionalistin, sondern hat ihre musikalische Sprache stets weiterentwickelt und bereichert durch Elemente des Jazz, des Rock'n Roll und auch der lateinamerikanischen Musik. In ihrer Zusammenarbeit mit Musikern wie Jan Garbarek oder Bugge Wesseltoft wurde sie einem großen internationalen Publikum bekannt.
Besetzung:
Mari Boine: vocal, Percussion
Roger Ludvigsen: Guitar, Percussion
Svein Schultz: Bass
Richard Thomas: Sax, Flute, Percussion
Kenneth Ekornes: Drums, Percussion
Carlos Zamata Quispe: Flute, acoustic Guitar


Die einen lassen sich lieber im Süden die Sonne auf den Pelz brennen, andere zieht der Norden magisch an. Den mystischen Reizen von Mari Boine können alle gleichermaßen erliegen. Denn die Musik der Vokalistin vom Volk der Samen aus Norwegens Norden scheidet die Geister nach anderen Kategorien: In jene, denen Ohrwürmer und Hit-Fastfood lieber sind und mit derart abgründig emotionaler Musik nichts anfangen können - und die, die bereit sind, sich auf Abenteuer einzulassen, sich in Fremdes einzufühlen. Die Samen bezeichnen sich selbst als "Indianer des Nordens", pflegen Schamanenrituale und sprechen der suggestiven Kraft der Musik - dem, was man als Groove bezeichnen würde - inspirierende, heilende Kräfte zu.
Mari Boines Stimme beeindruckt durch markige Fülle, schillernde Nuancen und schiere Intensität. Ist man die fremde Sprache erst mal gewohnt, wirkt die Musik als faszinierender Mix aus Folk, Rock & Jazz.  Mari Boines Stern wird nicht in den Hitparaden aufgehen, aber bei Kennern wie das Polarlicht leuchten.
(Audio)


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Man kann sie getrost als die prominenteste Botschafterin des Samilands bezeichnen. Aufgewachsen in den kargen Tundralandschaften Nord-Norwegens hat die Musikerin ihre Herkunft in ihrer Kunst stets thematisiert. Die Kultur der Samen, die fälschlicherweise hierzulande gerne Lappen genannt werden, war immer im Fokus ihres Interesses. Charakteristisch für dieses Volk ist die enge Verbundenheit mit der Natur, die vor der Zwangschristianisierung durch animistische Religionspraktiken zelebriert wurden. Die Musik Mari Boines ist ein fernes Echo jener frühen Tage, als diversen Naturgottheiten gehuldigt wurde. Der Wind, der Donner, das Wasser - alle Elemente des nordischen Naturkosmos - sind Inspiration und Ausgangspunkt der feierlich vibrierenden Gesänge Mari Boines.
Musikalisch erfolgte in den letzten Jahren freilich eine Hinwendung zum modernen Klangbild düsteren Triphops und melancholischen Nu-Jazz. Ihr aktuelles Opus "Eight Seasons", wie immer in der Sprache der Samen intoniert, versucht das Beste der verschütteten Tradition mit den klanglichen Errungenschaften neuer Technologien und fremder Kulturen zu amalgamieren. Alt-Star Jan Garbarek packte für einen Song sein Saxophon aus, Kapazitäten der neuen Szene Norwegens wie Labelboß Bugge Wesseltoft legten leidenschaftlich Hand an. Sphärische Sounds, schleppende, hypnotisch-repetivie Rhythmen und darüber die ätherische Stimme, die von den alten Tagen erzählt, als man in Samiland keinerlei Assimliationsdruck ausgesetzt war. Auf dem neuen Opus werden erstmals zart Synthesizer eingesetzt, um das Strahlen der winterlichen Polarsonne so richtig sinnenfällig zu machen. Nicht von ungefähr haben Größen der elektronischen Musik wie Chilluminati, Mark de Clive-Lowe, Bill Laswell und Biosphere jüngst allerlei Lieder der Tundra-Blues-Röhre dezent geremixt. Mari Boines origineller musikalischer wie lebensanschaulicher Ansatz ist von einer Ernsthaftigkeit, wie ihn die westliche Popmusik kaum noch kennt. Ein Juwel!



Die samische Sängerin Mari Boine hat sich ganz der traditionellen Musik ihrer Heimat Lappland gewidmet. Die Kulturen und Lebensformen der Sami wurde seit dem 16.Jahrhundert unterdrückt. Samische Schamanen riefen mit dem Joikgesang und ihren Zaubertrommeln die Geister an, heilten so Krankheiten uvm. Doch diese heidnischen Rituale wurden 1609 verboten. Trotz der Verfolgung durch Kirche und Staat hat das Joiken in der Einsamkeit Lapplands bis heute überlebt.

Mit diesem Bewusstsein wird die Tradition der Sami, die Weisheit und Schönheit, das Denken und Handeln von Generation zu Generation weitergetragen. Und genau diesen spirituellen Aspekt verbindet Mari Boine mit ihrer Musik. Auf Maris Musik kannst du dich wie auf den Schwingen eines Adlers treiben lassen...

"Die Musik die ich spiele, ist ein Teil von mir selbst, sie kommt aus dem Leben, von allem was geschieht und was wir erleben. Und manchmal auch von Dingen die nicht lebendig sind. Deshalb möchte ich all diese Dinge zum Fliegen bringen(...) Meine Musik soll den Zuhörern die Möglichkeit geben, abzuheben und wegzufliegen(...)
Ich denke, Musik ist genauso wichtig wie das Atmen, denn in der Sprache der Sami tragen die Worte "Atem und Geist " den gleichen Stellenwert. Selbst in den frühen und alten Kulturen der Sami, gehörte nicht nur der Sonntag zu den rituellen Bräuchen, sondern diese Spiritualität ist Inhalt und Bestand unseres Alltags."


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laut.de

Mari Boine ist Samin! Nie gehört? Lappland schon eher? Das Land der Sami umfasst die nördlichsten Zipfel von Schweden, Norwegen, Finnland und Russland, und damit den europäischen Teil des nördlichen Polarkreises. Politische Grenzen spielen hier keine Rolle, umso mehr stellt sich für Mari Boine die Frage nach der (historischen) Identität. In ihrer Musik geht sie dieser nach und konfrontiert uns mit den musikalischen Traditionen ihrer Heimat. "Joiken" nennt sich der Singstil, der auf uralte schamanische Traditionen und Riten zurückgreift.

Mit der Christianisierung wird im 16. Jahrhundert auch im hohen Norden die Kultur und die Lebensform der Ureinwohner unterdrückt. "Wann immer die Samen erfahren wollten, was an entlegenen Orten passiert, oder wodurch Krankheiten entstanden und wie sie zu heilen waren, zogen sie Schamanen zu Rate, die in der Lage waren, mit Hilfe der Joikgesänge und rhythmischen Schlägen auf der Handtrommel Kontakt mit den Geistern und Göttern herzustellen. Im Verlauf dieser Seance gingen sie im Zustand äußerer Bewusstlosigkeit auf Seelenfahrt zu den Vorfahren. Trotz der Verfolgung durch Kirche und Staat, hat das nicht-religiöse Joiken bis heute überlebt." (Marco Jacoby)
Mari Boine Persen, so ihr vollständiger Name, kommt 1956 in dem kleinen Dorf Gamehisnjarga zur Welt. Wer ihre Geburtsstätte im Atlas suchen will (empfehlenswert!), ist allerdings besser beraten, die nahegelegene Stadt Karasjok (Finnmark) anzuvisieren. In ihrer Heimat passiert während ihrer Kindheit und Jugend zunächst nichts Aufregendes. Sie wächst mit christlichen Psalmen auf, wird Lehrerin und engagiert sich in linken Protestbewegungen. "Die Musik hat für mich einen heilenden Effekt gehabt. Indem ich mich mit dem Joik-Gesang beschäftigte und selber joikte, konnte ich die Verletzungen, die die norwegische Gesellschaft den Samen zugefügt hat, verarbeiten". Inzwischen wird sie gerne als Botschafterin der Sami-Kultur bezeichnet. Als Eine, die das alte Wissen um die Kraft des Joikens weiter trägt (in der Sprache der Samen tragen die Worten Atem und Geist den gleichen Stellenwert, das Joiken soll auf den Körper ebenso wirken wie auf den Geist).
1985 veröffentlicht Mari Boine ihre erste Platte "Jaskatvuooa Manna" auf dem kleinen norwegischen Label I ut. Mit ihrer Band entwickelt sie im Laufe der über 10-jährigen Zusammenarbeit einen individuellen Stil: "Ich verstehe mich nicht als Traditionalistin. Ich greife zwar alte Traditionen aus meinem Volk auf, entwickele sie aber weiter, und mache etwas Eigenständiges daraus". International aufmerksam wird die Weltmusikszene 1989/90. Ihr Album Gula Gula wird schließlich von keinem Geringeren als Peter Gabriel auf dessen Real World Label veröffentlicht. Anschließend wirkt sie bei der "One World – One Voice" – Videoproduktion mit und unterstützt Jan Garbarek bei dessen Alben "Twelve Moons" (1992) und "Visible World" (1995). Seither hat sie einen Stammplatz in der Weltmusikarena. Nach der Veröffentlichung von "Room of Worship" (1998) löst sie ihre bisherige Band auf, um sich künstlerisch neu zu orientieren.
Mit "Eight Seasons" (2002) stellt sie ihre neue künstlerische Identität erstmals der Öffentlichkeit vor. Sie schafft den Spagat zwischen Tradition und Moderne, und öffnet sich urbanen Rhythmen und Klängen, Samplern und Synthesizern. In Bugge Wesseltoft findet sie einen sensiblen Verbündeten, der ihren folkloristischen Singstil perfekt mit den Errungenschaften der musikalischen Moderne verknüpft. Die Zusammenarbeit ist künstlerisch (und kommerziell) so erfolgreich, dass das Konzept für "Idjagiedas" fortgesetzt und weiterentwickelt wird.
Erlaubt ist alles, was ihre künstlerische Identität positiv beeinflusst. "Dies führte dazu, dass wir ethnische Instrumente aus der ganzen Welt benutzten. Dieses globale Instrumentarium setzten wir in einen elektronischen Kontext. So arbeiten wir mit zwei Elementen, zwischen denen auf den ersten Blick Welten liegen: die archaischen und die modernen elektronischen Instrumente. Aber wer weiß, vielleicht liegen diese Welten gar nicht so weit auseinander."