Jörg Widmoser (Violine), Winfried Zrenner (Violine), Andreas Höricht (Viola), Jost-H. Hecker (Cello) -
Vier Musiker mit klassischer Ausbildung fanden sich 1983 zusammen, um eine neue Art der Kommunikation zwischen Künstler und Publikum zu suchen und eine Verständigung zwischen Klassik und Moderne zu erreichen. Sie bedienen sich dabei eines für diesen Zweck ungewöhnlichen Mediums - des klassischen Streichquartetts.
Diese Suche begann mit der Interpretation von Jazz.Als Etappe zur Erreichung des eigenen musikalischen Ausdrucks gedacht, wurde dies schnell zu einem Erkennungszeichen. Dies ist aber nur eine Facette, die dem musikalischen Können und der Intention der vier Musiker nicht ganz gerecht wird. Spätestens seit ihrer hochgelobten Interpretation von Bachs "Kunst der Fuge" (1994) beginnt sich dieses Image bei ihrer Zuhörerschaft nachhaltig zu ändern.
Tourneen u.a. in den USA, verschiedene Plattenveröffentlichungen und die Ernennung zu Kulturbotschaftern der Bundesrepublik Deutschland machten das Modern String Quartet schnell zu einen Begriff in der Welt der klassischen und zeitgenössischen Musik. Mit Spielfreude und Virtuosität entwickeln die vier Freunde aus Bestehendem Neues, indem sie persönliche Sichtweisen und Perspektiven künstlerischen Ausdrucks erarbeiten. Dabei hilft ihnen ihre emotionale Verbindung: "UnsereGedanken und Gefühle schwingen auf der gleichen Ebene". In individueller freier "Suche nach Brüchen" werden durch Improvisation und Eigenkompositionen Strukturen aufgelöst, Schatten auf Licht gestaltender Musikgeschichte geworfen und Unbekanntes erhellt.
DIE ZEIT
"Welche Musikalität, welcher Schwung, aber auch: welche Präzision des Spiels und der Gedanken! ...Man hört zu - und fühlt sich mitten unter den Musikern, verliert sich an ihre Musik, beschwingt, versonnen, aufmerksam, unmerklich mitmalend an den wohlklingenden Bildern, an die die Musik denken lassen will."
FRANKFURTER RUNDSCHAU
"...Alles kommt so leichtfingrig beseelt daher, wie man es selten hört. Und die Art, wie exakt die Einsätze kommen, wie Decrescendi gefühlt und Stimmungsänderungen gelebt werden, läßt manchen Zuhörer mit offenen Mund dasitzen. ...Gerade weil die vier ein solch perfektes Verständnis für rhythmische Vertracktheit haben, wie es die Größen des Jazzrock von Miles Davis bis Frank Zappa ihren Musikern stets abforderten, gerade weil sie ihre harmonischen Spannungen in solch ausufernder Weise leben lassen, und gerade weil sie in der Lage sind, mehrschichtige Melodiebögen zu einer Einheit zu verknüpfen, ist man gespannt auf den Tag, an dem dieses Ensemble, das das hörbare Bild des Streichquartetts enorm erweitert hat, wieder einen Vorstoß in jene Bereiche macht, in denen heute der Begriff "modern" verwendet werden kann: in jene Gebiete zwischen Free Jazz und Neuer Musik, die noch längst nicht erschlossen sind, und in denen Musiker vom Schlage des MSQ noch (oder wieder?) Pionierarbeit leisten können."
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
"...Der Drang, Grenzbereiche in jede musikalische Richtung auszuweiten, offenbart sich auch in den Veröffentlichungen des Quartetts. ...Doch bei genauem Zuhören zeigt sich, warum sich die vier Musiker das Etikett "Kammermusik" immer wieder gern selbst ankleben: Sie erfüllen die Ansprüche, die seit jeher auf der "höchsten musikalischen Gattung" lasten - eine Übereinkunft, die Adorno als Musiksoziologe entlarvte, als Musikliebhaber aber teilen mußte. Die Besetzung des Streichquartetts fordert höchste musikalische Sensibilität, verlangt einen im hohen Maße zurückhaltenden, gleichermaßen herausragend hörenden und spielenden Musiker. ...Rockmusik der siebziger Jahre, Blues, Weltmusik, Fusion und Neue Musik - daraus entsteht ein furioses, noch nie gehörtes musikalisches Gebräu."
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
"Philip Glass Streichquartette Nr. 3 und Nr. 5 interpretiert vom Modern String Quartet bedeuten im Ergebnis: verführerisch funkelnde Tonkaskaden, hypnotische Monotonie der minimal fortschreitenden Varianz. Sie gestalten aus den zerbrechlichen Strukturen fesselnde Klangräume."
"Die lautmalerische Imitation fahrender Züge werden durch Lichteffekte und Videoprojektionen verschatteter Schwarzweissbilder verstärkt. Bedrohlich wirkende und immer wiederkehrende Hupsignale vorbeirasender Züge, die treffsicher mit der auf der Bühne live realisierten Partitur verwoben sind, verstärken die eindringliche, unter die Haut gehende Intensität. Der Versuch, das gestrenge Institut des Streichquartetts aus festgefügten Korsetten in wagnisreiche Freiheiten und Szenarien zu entlassen, ist lobenswert. Dem neuen Programm der vier Freigeister gebührt viel Aufmerksamkeit."
"Das Modern String Quartet ist nicht nur willfähriger Klangkörper, der die Partituren anderer nachvollzieht. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Kollegen müssen die Vier die Vokabeln "swing"und "groove" nicht im Lexikon der Popularmusik nachschlagen. Improvisation ist alles andere als eine Kategorie aus einer fernen Galaxie. Das alles macht das Modern String Quartet zu einem Aspiranten für die Champions League von Turtle Island String Quartet und Kronos Quartet."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
"...Da grooven vier Streicher drauf los, als sei es nie anders gewesen. Als sei die ganze Geschichte des klassischen Streichquartetts nur dazu da, um moderne, zeitgenössische Musik zu spielen. ...Denn das Modern String Quartet spielt mit den musikalischen Werten im Kopf des Hörers Bauklötzchen. Klischees erbröseln wie morsches Holz, neue Zusammenhänge tun sich auf. ...Beim MSQ wird Jazz zur komplexen, filigranen und vernetzten Einheit. Weghören geht nicht."
GENERALANZEIGER BONN
"Sie verwenden das klassische Instrumentarium, für das Beethoven (Schubert, Bartók, Penderecki usw, usw) einige der größten Kunstprodukte der abendländischen Musikgeschichte schufen. Sie beuten die idealen Konstellationen, die ein Quartett von Streichern quer durch den Tonraum durch seine Vierstimmigkeit bei eminenter Transparenz hergibt, schamlos aus. Weniger wohl um dem Jazz einen Geruch von "Klassik" mitzuteilen als vielmehr den ehrwürdigen Klangträger als offen auch für die tonlichen wie formalen Ausdrucksgebärden des Jazz zu erweisen. ...Bonns vornehmste Konzertstube im Beethoven-Haus konnte die Interessenten an ihrem neuerlichen Gastspiels am Ort jedenfalls kaum alle fassen. ...Die eigenen Kompositionen, die Primarius Jörg Widmoser für das Ensemble geschrieben hat, lassen im übrigen keinen Zweifel, wo die Vier herkommen oder hinwollen. Nämlich aus dem Bereich der "freien" neuen Musik, in dem die Grenzen zwischen E- und U-Musik fließend oder aufgehoben sind und in dem die Elemente des "klassischen" Jazz ebenso freie Verwendung und Weiterverarbeitung finden wie Konventionen der "ernsten" Musik. Nicht im Sinne des bloß variierenden Zitierens sondern des experimentellen Fortschreibens."
GENERALANZEIGER BONN
"..Das "Modern String Quartet", das im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses zu Gast war, entzieht sich dem Tanz um die goldene Konvention seit längerem, hält sich immer haarscharf auf der Grenze zwischen U-und E-Musik. In Bonn waren fast ausschließlich Eigenkompositionen des Quartetts zu hören, die sich zum Großenteil solide, teilweise sogar inspiriert ausnehmen. ...Das Quartett spielt einfach viel zu aufregend. Die vier Musiker besitzen Rasse, Tempo und Witz, sie verstehen sich auf wirbelige Feinmotorik ebenso wie auf plakative Reißer und können mit einfachsten Mitteln ganze Klangwunder herbeizaubern. Wie sehr das Quartett dabei aufeinander eingespielt ist, zeigt sich in Andreas Hörichts "What you hear is what you get" mit seinem rasanten Unisono Beginn. ...Ein Spiel mit barocken Formen gab es schließlich in Jörg Widmosers "Praeludium und Fuge c-Moll, ein Stück, das deutlich nach Bach klingt (BWV 847), den Thomaskantor jedoch geschickt in die Hektik des 20.Jahrhunderts transportierte, mit Zeitraffer und Fifth Avenue Atmosphäre. Großer Beifall."
BONNER RUNDSCHAU
"...Praeludium und Fuge c-Moll des ersten Violinisten Jörg Widmoser ist beispielhaft für den entwickelten Stil. Vom filigranen, rhythmischen Klangteppich à la Philip Glass ausgehend, schloß sich eine Fuge an, die ein Thema aus Bachs "Kunst der Fuge" karikierte. Zu immer stärkeren Jazzphrasierungen übergehend, betten sie nahtlos Improvisationen in die Komposition ein. Eine sehr ansprechende Art, Stilbarrieren aufzubrechen. ...Das Modern String Quartet besticht nicht nur durch unterhaltsame, intelligente Musik, sondern auch durch den warmen Ensembleklang, der sich mit bewußten Klangunreinheiten zu einem aussagekräftigen Sound mischt."
MÜNCHENER MERKUR
"Tendenzen zu einer Verbindung von Jazz und Kammermusik sind nicht neu. Aber erst die Akzeptanz des Jazz als eigenständige Kunstform ermöglichte Ausprägungen wie beim Modern String Quartet. Für sein sorgfältig mit den Mitteln der Licht- und Bewegungsregie (Helmut Danninger) ausgestattetes Programm unter dem Motto "The American Century" wurden Jörg Widmoser, Winfried Zrenner, Andreas Höricht und Jost Hecker im ausverkauften Gärtnerplatztheater stürmisch gefeiert.
Ihr Zusammenspiel ist perfekt. Das erweist sich am ehesten bei den (adäquaten) Eigenkompositionen und Spezialarrangements, aber auch einem frühen John Cage, "Quodlibet" von 1949, einem minimalistisch schillernden Satz aus dem 5.Streichquartett von Philip Glass und bei zwei Kompositionen mit politischen Bezug: Steve Reich knüpft in "Different Trains" an die Funktion des Eisenbahnfahrens in den USA und Europa zwischen 1939 und 1942 an, George Crumb bezieht sich in "Black Angels"(1970) auf Vietnam. In die Frühzeit des Ensembles, also ab 1983, führten Gershwins "Summertime" und Duke Ellingtons "Take The A-Train", das sich zu einem witzig brillanten Scherzo weiterentwickelt hat. Mitunter bewirkt die Übertragung auf den Streichquartett-Sound einen Substanzwandel:bei Titeln von LennieTristano, Pat Metheny oder Frank Zappa; für "Purple Haze" von Jimi Hendrix gab es Sonderbeifall.Widmosers sehr selbstständige Fassung von Coltranes "Giant Steps" wirft die Frage auf, inwieweit dieses Vorgehen vom Begriff des "arrangements" wegführt, zu Variation oder eben Eigenkomposition "nach Motiven aus...".Besonderer Reiz: wenn das Quartettspiel in die (Einzel) Improvisation umkippt. Nur zweimal war diese eigenständige Klangwelt unterbrochen: als Trompeter (und Organisator) Johannes Faber improvisierend "einstieg".
FONO FORUM
"Modern String Quartet heißt einfach direkt, packend, durchaus elektrisierende und in ihrer lebendigen Gestik "moderne" Musik ! Ein dynamisches Überkreuz aus Rock/Techno-, Minimal- und Ethno-Elementen mit einer sehr persönlichen menschlichen Gestik und rhythmischen Stringenz."
STEREOPLAY
"...Es dürfte in der Tat nicht viele Ensembles geben, die die Kunst der Fuge so überzeugend darzubieten verstehen. Technische Souveränität, Transparenz im Kontrapunktischen und Disposition des Klangraums lassen kaum zu wünschen übrig."