treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

MEDESKI MARTIN & WOOD

wir spielen definitiv keinen swingenden Jazz. Wir grooven. (John Medeski)

Das Treibhaus ist schon ein bißchen stolz darauf, daß Medeski Martin & Wood auf der intimen Turm-Bühne das einzige Österreich-Konzert spielt - und das bereits zum zweiten Mal....
Medeski, Martin & Wood sind eines der erfolgreichsten und interessantesten Trios des zeitgenössischen Jazz.  und das, obwohl sie gar keinen Jazz spielen. (wir spielen definitiv keinen swingenden Jazz. Wir grooven. (John Medeski)). Schon immer hatte dieses Trio den Anspruch, den Spagat zwischen Progressiven Rhythmen, der Avantgarde und der Tradition in eingängigen und homogenen Interpretationen umzusetzen. Besonders live sind die drei einfach unwiderstehlich.

Seit der Gründung der Band in Brooklyn im Jahr 1991 stehen John Medeski, Billy Martin und Chris Wood für grenzenlos kreative Spielfreude und einen einzigartigen Sound. MMW ist in den USA eine Tourband mit Kultstatus, die sich noch nie schubladisieren liess, was auch die Zusammenarbeit mit Musikern ganz unterschiedlicher Genres wie Iggy Pop, John Scofield oder John Zorn unterstreicht. "The Radiolarian Series" ist das aktuellste Projekt der drei Ausnahmekünstler. Um den typischen Zyklus der Musikindustrie (komponieren, aufnehmen, auftreten) zu durchbrechen, haben sich MMW während einer nahezu zweijährigen Tour immer wieder kurz zum Komponieren und Arrangieren zurückgezogen, die neuen Stücke live gespielt und dabei sofort aufgenommen. Das Ergebnis ist seit Ende 2009 unter dem Titel "Radiolarians: The Evolutionary Set", einer aufwändigen Box mit DVD, mehreren CDs und Highlights auf Vinyl, zu bestaunen.

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aus wikipedia:
Medeski, Martin & Wood (oder kurz MMW) ist ein US-amerikanisches Jazz-Trio, das 1991 unter dem Namen Coltrane's Wig gegründet wurde. Es besteht aus John Medeski (Keyboards), Billy Martin (Schlagzeug) und Chris Wood (Bass).
1990 lernten sich John Medeski und Chris Wood auf einer Tour ihres gemeinsamen Freundes Bob Moses durch Israel kennen. Moses war zuvor auch Mentor des Schlagzeugers Billy Martin, den er Medeski und Wood nach der Tour vorstellt.
Auf erste Auftritte im renommierten New Yorker Jazzclub Village Gate folgten weitere Gigs in der alten Knitting Factory, die bis 1994 noch in der Houston Street zu finden war und recht früh (vermeintlich) enge Kategorien wie "Jazz" oder "Rock" zu sprengen wusste. Die Musikzeitschrift Rolling Stone bezeichnet den Club 1991 als „Synonym für neuartige Musik“. Insofern passt der Ort zur Musik von Medeski, Martin und Wood, die sich jeder näheren Definition entzog: "Wir machen so etwas wie Jazz, indem wir eine Instrumentalgruppe sind, aber wir spielen definitiv keinen swingenden Jazz. Wir grooven." (Medeski)
Zunächst bestreiten die drei Musiker Auftritte unter dem Namen „Coltrane's Wig“. Kurze Zeit später verwerfen sie diesen Namen und treten seitdem als „Medeski, Martin & Wood“ auf.
Sie beginnen selbstorganisiert durch die USA zu touren und nehmen sich hierbei ein Beispiel an Pat Metheny: Im VW-Bus bereisen sie das Land, spielen in Rock-Clubs, Cafés und wo man sie spielen lässt. So sprengen sie ein weiteres Mal die Grenzen des etablierten Jazzbetriebs, erschließen aber gleichzeitig ein neues Publikum.......

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Jazz für die Kids
DIE ZEIT, 05.05.2007
Medeski, Martin & Wood spielen Jam – ein Gemisch aus HipHop, Blues und Improvisation.
Jahrelang waren Medeski, Martin & Wood durch amerikanische Collegestädtchen gefahren und vor kleinem Publikum aufgetreten. Dann wurden sie berühmt, so zwischendurch: Vor zehn Jahren spielte die Jam-Band Phish während einer Konzertpause eine Platte des Trios. Jetzt kommen mehr als 2000 Besucher, um es zu hören.

Leute, die MM&W mögen, hätten von Jazz oft keine Ahnung, sagt der Organist John Medeski. "Sie sind jung und wollen es einfach wissen. Sie wollen etwas Magisches erleben." Die MM&W-Sozialisation verlaufe über die Jam-Bewegung, also über rockorientierte und endlos improvisierende Gitarrenbands im Zwei-Akkorde-Freistil der Endsechziger, berichtet Medeski.
"Jeder bezieht sich auf den Groove", sagt der Schlagzeuger Billy Martin. "Das interessiert die Kids, sie wollen sich bewegen und dabei etwas erleben. Bei uns treffen sie eine Band, die sie zudem mit bluesbasierten Riffs und spontaner Improvisation noch kräftig durchschüttelt. Sie hören solche Musik teilweise zum ersten Mal, dann erzählen sie ihren Freunden davon und bringen die zum nächsten Konzert mit."
Jam-Fans reisen und feiern gern. Sie schneiden Konzerte mit und verbreiten die Aufnahmen im Internet. Die Bands erlauben das nicht nur, sie wünschen es. Denn so werden sie bekannt. Es ist ihre einzige Werbung. Und sie wissen: Ihre Fans sammeln diese Live-Mitschnitte und wollen damit kein Geld verdienen.
Jam ist ein Panorama aus Rock, Funk, Bluegrass und HipHop. Die Stile werden nicht vermischt, sondern bestehen nebeneinander. Zudem ist der historische Bezug wichtig: The Greatful Dead, Jimi Hendrix und Miles Davis – Musiker der sechziger und frühen siebziger Jahre, die ein Live-Stück oft über zwei LP-Seiten streckten. Der Gitarrist John Scofield sagt, die Jam-Bewegung habe dem Jazz sehr genützt. "In Europa gab es ja schon immer ein Publikum für Jazz und Improvisation und in den USA ein alternatives Rockpublikum. Jetzt gibt es da auch ein Publikum, das an improvisierter Instrumentalmusik interessiert ist."
John Medeski tut sich mit der Bezeichnung Jam schwer. Er findet, dem Begriff fehle im Gegensatz zum Jazz die Abstraktheit. Man könne glauben, musikalisch sei da nicht viel los. Er erlebt schon die zweite Jam-Generation auf seinen Konzerten: "Wir sprechen hier von 15- bis 18-Jährigen, die zu unseren Konzerten kommen und begeistert sind. Sie sind sehr offen für improvisierte Musik. Diese Menschen suchen nach einer kathartischen Erfahrung, einem Erlebnis, das einem nur die improvisierte Musik bieten kann. Das zeichnete ja vor allem einst den Jazz aus. Es ist die Magie des Augenblicks, die Aura des Spontanen sozusagen, die diese Musik transportiert. Dass man vor allem deswegen Musik macht, um damit viel Geld zu verdienen, hat das natürliche Verhältnis, das die Menschen einst der Musik gegenüber hatten, kräftig verzerrt. Jam hingegen bedient das Bedürfnis nach der unmittelbaren musikalischen Erfahrung. Was die Bands spielen, ist tatsächlich oft sehr simpel, diese Mischung aus zwei, drei Akkorden, etwas Groove, Pop und Southern Rock ist es gar nicht, sondern die Improvisation macht's. Zu dieser Erfahrung – Publikum, Musiker, Improvisation, Spannungsbogen – gibt es keine Alternative. Die Attraktivität, die der Jazz früher mal hatte, kam mit der Jam-Band-Szene zurück."

Die amerikanische Jazzszene habe versäumt, ein junges Publikum anzulocken, sagt John Medeski. Man starre bloß auf die europäischen Festivals und kümmere sich wenig um die eigene Szene. Vom Neotraditionalisten Wynton Marsalis redet er heute mit großem Respekt. Marsalis sei es gelungen, klassischen Jazz einem neuen Publikum schmackhaft zu machen. Als Medeski ihn vor 20 Jahren zum ersten Mal traf, seien viele seiner Ansichten noch schwarz-rassistisch verzerrt gewesen.

Und dass der amerikanische Jazz zu einer Museumskiste wurde, obwohl gerade in dieser Musik doch das größte improvisatorische Potenzial vorhanden ist, sei nicht Wynton Marsalis in die Schuhe zu schieben, meint Medeski. Andere Musiker seien dran Schuld, da sie den Anschluss an das amerikanische Publikum verpassten.
"Jede formalisierte Definition von Jazz ist so verletzend", klagt John Scofield. "Sie zwingt einen in ein Genre, in eine Schule, in verschiedene Grenzen. Während meines Lebens war der Jazz nie rein. Es gab ständig Kontroversen, ob die Grenzen eingehalten werden oder nicht. Was wir jetzt spielen, klingt nicht nach dem, was Miles Davis 1955 machte, doch es ist Jazz."

Ihm sei es egal, wie man seine Musik nenne, sagt Medeski. "Klar ist doch, das wir nicht wie Charlie Parker und auch nicht wie Wynton Marsalis klingen. Doch was wäre unsere Musik ohne Jazz?" fragt Scofield. "Es würde sie nicht geben", antwortet Medeski. Billy Martin sieht im Jazz eine Mischung aus ganz verschiedenen kulturellen Einflüssen. Das mache seinen Reiz aus. "Jazz ist eine Lebensform", ergänzt Scofield. "Ich bin nicht an Musik interessiert, die nur noch historisch ist", fügt Medeski hinzu.
Die verschiedenen Einflüsse in ihrer eigenen Musik sind unüberhörbar: Da ist die Lounge-Lizards -Erfahrung, da schwirren Ideen von John Lurie und John Zorn durch die Stücke, da gibt es Fela-Kuti -Grooves und Zitate aus dem Blue-Note-Katalog der sechziger Jahre.
"Die Menschen sind immer auf der Suche nach dem Rhythmus ihrer Zeit", sagt Medeski. Seine Eltern mochten die Musik der vierziger und fünfziger Jahre. Als sie zum ersten Mal einen Rock-Beat hörten, hätten sie abgeschaltet. "Das Jazzgefühl hatte sehr viel mit der Zeit, den Moden, dem Lebensgefühl zu tun, in der es entstand. Wenn Billy einen Funk-Groove spielt, variiert und improvisiert er permanent. Die jungen Leute finden sich darin wieder, weil das der Puls ihres Lebens ist, so wie Jazz es früher einmal war. Man kann zu jeder Zeit originell und schöpferisch sein, man muss nicht an den alten Sachen kleben."


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MEDESKI MARTIN & WOOD
jazzzeitung

Stell dir vor, es ist Jazz, und keiner geht hin. Gruselige Vorstellung, nicht wahr? Könnte aber durchaus mal passieren. Nämlich den Musikern, Veranstaltern und Produzenten, die weiter zielstrebig an den Bedürfnissen der Zeit vorbeiplanen, die Fahne einer verblichenen Epoche hochhalten und mit bemerkenswerter Sturheit eine überkommene Form von 50er Jahre-Ästhetik konservieren. Ihre potentielle Klientel: jenes Publikum, das standhaft die Ansicht vertritt, daß mit Charlie Parker auch der wahre Jazz gestorben sei. Altvordere, für die Free, Avantgarde, Fusion, Funk, Rap und World tumbe Modegimmicks darstellen und die stattdessen viel lieber vom guten alten Swing schwärmen. Einmal Mainstream, immer Mainstream. Doch die biologische Uhr tickt unaufhörlich, und irgendwann kommt tatsächlich niemand mehr zum Jazz, weil die Fans einfach ausgestorben sind. Die Jungen haben derweil längst ihre eigene Musik gefunden; tanzbare, aktuelle Musik, mit der sie sich bewußt vom hausbackenen Geschmack der älteren Generation abzusetzen versuchen. Und im Prinzip machen sie dabei sogar dasselbe, wie ihre Väter oder Mütter vor Jahrzehnten mit ihrer gerade erflammten Liebe zum damals noch unangepassten, anarchistischen Jazz.
Natürlich gibt es durchaus einige, die eine derartige Horrorvision um jeden Preis zu vermeiden trachten. Durch das bewußte Öffnen ihrer Ohren, durch den Einsatz neuartiger Instrumente, durch die sorgfältig ausgeklügelte Verschmelzung gegensätzliche Stile oder einfach durch eine bestimmte Lebenseinstellung. "Es hängt damit zusammen, loszuziehen, dich selbst zu verleugnen und erstmal eine Weile für nichts zu spielen," meint beispielsweise John Medeski. "Du spielst, weil du die Musik liebst, nicht weil du in bequemen Hotels nächtigen und kostbaren Wein trinken willst. Deine Aufgabe besteht darin, die Musik aus dem Universum auf die Erde zu holen. Ohne Publikum ist die beste Musik wertlos. Und die Leute haben einfach keine Lust mehr, ins "Blue Note" zu gehen, um ein paar gelangweilte Musiker 50 Minuten spielen zu sehen und sich danach wieder rausschubsen zu lassen. Damit verbindet sich keine reale Erfahrung mehr!"

Der Mann klingt, als wüßte er tatsächlich, wo der Schlüssel zur Zukunft des Jazz vergraben liegt. Er und seine beiden Kumpane Billy Martin und Chris Wood zählen trotz ihres klaren Bekenntnisses zur improvisierten Musik augenblicklich in den USA zu den absoluten Megastars. Das Trio füllt mit seinem hippen Mix aus Sun Ra, Greatful Dead und den Lounge Lizards mühelos Hallen mit 3.000 und mehr Menschen und stahl sogar der Neo-Hippie-Band "Phish" bei einem gemeinsamen Gig mühelos die Schau. Wenn Medeski Martin & Wood irgendwo auf eine Bühne steigen, flippt die brave College-Jugend regelmäßig völlig aus; ein sozio-psychologisches Phänomen, das in Deutschland allenfalls bei Boygroups zu beobachten ist. Dabei gibt sich das muntere Dreigestirn jede nur erdenkliche Mühe, Auswüchse dieser Art bereits im Keim zu ersticken. Der Keyboarder, der Bassist und der Drummer beginnen ihre Konzerte häufig mit gut 30 Minuten langen Drones und freien Improvisationen. Doch stets ohne erkennbar abkühlende Wirkung. Die Kids kreischen, schreien, tanzen und stellen jede gültige Vermarktungsstrategie von Jazz als schwer verdaulicher und verkaufbarer Ware auf den Kopf. Amerikanische Realität anno 1998, von ihrer Entstehung bis zu den geradezu sensationellen Auswirkungen aus dem Stoff, aus dem moderne Märchen gestrickt sind.

Am Anfang stand ein Kleinbus, in dem drei unbekannte Freaks aus der New Yorker Downtown-Avantgarde eine Orgel, eine Baßgitarre und ein Schlagzeug quer durchs Land kutschierten. In jedem gottverlassenen Nest hielten sie an und spielten, mal in einer Bar, dann in einer Turnhalle, manchmal auf Parkplätzen oder in dunklen Kellern. Während ihre Kollegen aus dem "Big Apple" möglichst schnell nach Europa wollten, um dort dicke Kohle zu scheffeln, schaufelten sich MM&W sechs Jahre lang über die staubigen Landstraßen der USA, verkauften ihre Alben aus dem Bus heraus, bis schließlich immer mehr ihre Shows sehen wollten und sich daraus langsam, aber unaufhaltsam eine abenteuerhungrige Klientel herausschälte. Mit "Shack Man" (Gramavison/Efa-Medien), ihrem 1996 erschienenen, vierten Werk, schwappte die Kunde von der Groove-Trojka, die gerne und erfolgreich wider den Stachel löckt, gar über den großen Teich. Medeski Martin & Wood hatten es geschafft - von ganz unten nach ganz oben. Und inzwischen werden sie gar als Retter des Jazz gefeiert, ein Terminus, den John Medeski in dieser absoluten Tragweite jedoch ablehnt.

Zu retten gäbe es nichts. Nur sich an den wahren Bedürfnissen des Publikums zu orientieren. Medeski: "Keine Plattenfirma erreicht je das Publikum, um das es dir als Künstler geht, weil sie einfach Plattenfirmen sind. Das Publikum orientiert sich nämlich gar nicht an Platten. Da ist eine neue Generation von Hörern auf den Unis und den Colleges, die sich selbst auf die Socken machen, um Live-Musik auszuchecken. Die lassen sich nicht mehr von MTV und irgendwelchen Charts beeindrucken. Es gibt Bands die weder einen Vertrag, noch eine einzige Platte in der Hand haben, aber überall im Land vor zwei- bis dreitausend Leuten spielen können. Das Internet und der Tape-Handel sorgen dafür, daß sie im Gespräch bleiben. Die Plattenfirmen sind gerade erst dabei, aus diesem Phänomen zu lernen." Selbst etablierte Musiker, wie der über jeden Zweifel des Konservatismus erhabene Gitarren-Tüftler John Scofield, geraten unversehens in den Sog. Über seine Tochter (woher sonst?) wurde Sco auf MM&W aufmerksam, hörte "Shack Man", verbrachte vor Begeisterung einige schlaflose Nächte und beschloß, mit den Jungs eine Platte aufzunehmen. In Ermangelung der Telefonnummer benutzte der Übervater der funkigen Jazzgitarre sogar die offizielle Fan-Hotline und hinterließ darauf eine Nachricht. Auf Hawaii, wohin sich die Gruppe, die symbiotisch lebt, jeden Winter zurückzieht, kam schließlich ein Kontakt zustande.

"Wir haben dort kein Telefon und müssen immer in die Stadt, um unsere Messages durchzuchecken," erinnert sich John Medeski. "Wir kamen also aus dem Dschungel, deckten uns mit Essen ein und hörten den Anrufbeantworter ab. Da sagte einer: ‘Hi, this is John Scofield’. Wir lachten uns schlapp und hielten das fr einen Scherz unserer Freunde. Schließlich stand ich als Kind total auf Scofield und sein Trio mit Adam Nussbaum und Steve Swallow. Wir riefen zurück, und es war tatsächlich John Scofield!" Die schnell vereinbarte Kollaboration förderte "A Go Go" (Verve/Motor), eine der heißesten Groove-Scheiben der Jetztzeit zutage, in der sich Scofield Medeski Martin & Wood sogar völlig unverkrampf an den großen amerikanische Soul und den New Orleans-Sound der Vergangenheit heranwagen. "Ich glaube, wenn du die Leute mit dem Rhythmus kriegst, ist der Rest geschenkt. Und das ist hier einfach passiert", freut sich Medeski noch Monate später diebisch.

Vielleicht schafft John Scofield ja mit dem gemeinsamen Projekt endlich den Sprung aus der engen Jazzrock-Schublade, in die er irgendwann während der 80er Jahre gesteckt wurde. Immerhin kaufen ihn nun Leute, die seine Platten zuvor normalerweise nur mit spitzen Finger angefaßt hätten. Ein rundum jüngeres Publikum - darum geht es auch dem Gitarristen Oren Bloedow, der mit Medeski Martin&Wood "The Luckiest Boy In The World" (Knitting Factory/99 Records), eine wabberndes Grunge-Jazz-Album, einspielte, und mittlerweile sogar dem alterwürdigen Renommierlabel "Blue Note". Unter dessen Dach will das Trio mit den verrückten Ideen und der mutigen Phantasie ab sofort seine Mission fortsetzen. Die neue CD "Combustication" (Blue Note/EMI), von der Billy Martin verspricht, "daß sie genau die Dinge enthält, auf die unsere Fans auch bei ïShack Man` abfuhren, nur eben im optimalen Sound", geht in den Staaten schon über die Ladentische, wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Und sie birgt - wieder mal - eine Geschichte der besonderen Art, diesmal erzählt von Chris Wood: "In der Gegend um dem ïMagic Shop` unser Aufnahmestudio, gibt es jede Menge erstklassiger Restaurants. Ich garantiere dir, daß ein Großteil der Musik auf ‘Combustication’ nach einem guten Essen mit Wein oder Sake entstand. Wir putzen uns den Mund ab, machten einen Take und - Bumm! Das war`s! Genau das gleiche passiert immer, wenn wir auf Tournee sind. Wer uns spitzenmäßig verköstigt, bekommt hinterher auch eine spitzenmäßige Show!" Jazz ist spätestens mit diesen drei Boys nicht länger Alleinbesitz der Alten. Medeski Martin & Wood tragen ihn endlich wieder zu den Kids zurück.