treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

MAMADOU DIABATE

Balaphon, Ngoni, Talking Drums: der Percussion Virtuose aus BURKINA FASO

So bunt wie das Leben auf einem  Marktplatz irgendwo in Westafrika so bunt ist die Musik von Mamadou Diabate aus Burkino Faso. Als Multiinstrumentalist beherrscht er nicht nur sämtliche Stilistiken  der westafrikanischen Kulturen, er ist auch ein großer Geschichtenerzähler und begleitet sich selbst an der Kora, dem Instrument der Griots. Als Balaphon-Virtuosen kennen und lieben wir Mamadou.  Mit rhytmischer Raffinesse entlockt er dem Balafon wunderschöne Melodien, die er durch seine wunderbare Stimme vollkommen macht.
Mit zwei Projekten kommt er wieder ins Treibhaus: mit JON SASS (Tuba) und WOLFGANG PUSCHNIG (sax) unternimmt er eine Weltreise von Afrika bis in den Mittelpunkt des Jazz. Und mit PERCUSSION MANIA demonstriert er in einem 5köpfigen Trommelorchester wo der Rhythmus erfunden wurde.
Percussion Mania ist wonach es klingt - eine mitreißende Rhythmusschlacht, in der nicht nur wir Musiker in Trance fallen sollen...

mEIN LEBENSLAUF in MUSIK
Ich, Jahrgang 1973, komme aus einer westafrikanischen "Jeli"- (Griot-)Familie in Burkina Faso, wo Musizieren und Geschichtenerzählen seit Menschengedenken als Familien-beruf ausgeübt werden. Der allererste Diabate (ursprünglich Dian-baga-te = der Unwiderstehliche) wurde im Sundjata-Epos (13. Jh.) erwähnt.
Ich war ca.5 Jahre alt, als meine professionelle Ausbildung begann. Zunächst zu Hause bei meinem Vater Penegue Diabate (dieser galt zu Lebzeiten weit über die Grenzen der Sambla-Kultur hinaus als der beste Balafonist. Sein Solo war mehr als zehn Jahre lang das Signal von Radio Burkina) und meinen älteren Brüdern Sadama und Sibiri (heute die geschätztesten Balafonisten meines Volkes, der Sambla). Ich war 8 Jahre alt, als ich anfing, meine Lehrlingsjahre bei namhaften Xylophonspielern der Nachbarvölker wie Siamou, Tusia, Senufo, Gan, Lobi, Dagara, Bobo zu absolvieren. Die mir nachgesagte Virtuosität habe ich Daouda Diabate zu verdanken.
Ich war noch ein Teenager, als ich beschloss, meinen musikalischen Horizont bei den inzwischen weltberühmt gewordenen modernen oder eher neo-traditionellen Musikern wie Farafina, Sababugnoma, Frères Coulibaly, zu erweitern. Dies geschah allerdings gegen den Willen meiner Eltern, die von mir die Fortführung der Jeli-Tradition erwarteten. Die Versöhnung mit ihnen fand erst 1988 statt, als mein Vater für das Nationale Kulturfestival von Burkina Faso einen zweiten Balafonisten suchte und keinen geeigneten fand. In den nachfolgenden Jahren haben wir wiederholt den ersten Preis gewonnen. Die Videoaufnahme unseres ersten "Sieges" ist im Fernseharchiv von Burkina Faso zu finden. 1991 lernte ich Ousmane Dembele("Zoumana"), einen gleichaltrigen Jungen aus der Musikerdynastie Dembele kennen, der exzellent Jembe spielte. Zusammen mit Moussa Coulibaly (Angehöriger einer anderen grossen Musikerdynastie Coulibaly) und Abdoulaye Dembele gründeten wir eine Gruppe, die später unter dem Namen "Landaya" berühmt wurde. Ich wurde Komponist und Solobalafonist der Gruppe. 1998, nach sechs Jahren harter Arbeit gewannen wir den ersten Preis des Nationalen Kulturfestivals.

Seit April 2000 lebe ich in Österreich und habe zahlreiche Konzerte im In- und Ausland (Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Holland, Indonesien, Italien, Marokko,Pakistan, Russland, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Tunesien, Türkei,Ungarn) gegeben bzw. an Festivals (Bobo Dioulasso (Burkina Faso), Cape Coast (Ghana), Lahore (Pakistan), Saalfelden (A), Wiesen (A), Rudolstadt (D), Tabruk (Tunesien) teilgenommen.

Noch im Jahre 2000 habe ich in Wien eine Gruppe gegründet, die Sababu (Chance) heisst und westafrikanische Musik spielt. Gleichzeitig wurde ich Mitglied auch in Sigi Finkels Projekt: "African Heart".

Ende August 2001 wurde meine CD Sababu man dogo (Die kleinste Chance ist gross genug) mit eigenen Kompositionen veröffentlicht, wo ich alle Instrumente selber spielte. Die Präsentation fand Ende Oktober 2001 in ORF2 (Treffpunkt Kultur) sowie in ö1 (Spielräume) statt.
Meine CD Keneya (Wohlbefinden), die ausschliesslich Balafonmusik meines Volkes der Sambla enthält und wo ich wieder alle Instrumentalpartien selber spielte, erschien in Mai 2002. Der Grund meines "Alleinganges" war die Tatsache, dass die Sambla am Balafon sprechen. Musiker, die die Sambla Sprache nicht beherrschen, können also gar nicht mitspielen. Dies ist gleichzeitig die weltweit erste CD mit Musik der Sambla.
Mitte 2002 habe ich meine eigene Afrojazz Gruppe "Bekadiya" mit Musikern wie Achim Tang (Kontrabass), Thomas Berghammer (Trompete, Flügelhorn), Werner Wurm (Posaune), Shayan Fathi (Schlagzeug) und Nicholas Baker (Kpanlogo) gegründet. Unsere CD Sira Fila (Zwei Wege) mit meinen Kompositionen wurde am 24. September 2003 im Radiokulturhaus präsentiert. Ich spiele Balafon, Talking drum und Jembe auf der CD. Die Gesangpartie wurde von Fatoumata Dembele, Sängerin der weltberühmten Farafina-Gruppe übernommen.
In Juli 2003 habe ich - zusammen mit Alex Jacobowitz, Jan Heinke, Maika & Sara Gomez, Anja Losinger, Terje Isungset - am Magic Marimba Projekt des Tanz- und Folkfest Rudolstadt (Deutschland) als Komponist und Balafonspieler teilgenommen. Zwei meiner Kompositionen wurden dabei uraufgeführt. Die deutsche Fernsehanstalt MDR hat die Arbeiten und das Konzert dokumentiert. Das Video wurde auf MDR und 3SAT ausgestrahlt.
In Februar 2004 reiste ich nach Indonesien wo ich ein Konzert mit der indonesischen Gruppe Samba Sunda sowie einen Djembe Workshop in Bandung gab. Ich habe sie in Rudolstadt kennen- und schätzengelernt. Es war eine Riesenfreude, sie 2006 während des "Glatt und Verkehrt" Festivals in Krems wieder zu treffen.
In Januar 2005 veröffentlichte der ORF die mit Sigi Finkel aufgenommene CD Folikelaw.
In April 2006 lud mich Arkady Shilkloper nach Moskau ein, um im Rahmen seines Global Village Projekts mit Marvin Dillmann, Sergei Starostin, Christophe Schweizer, Stoyan Yankoulov, Elitsa Todorova und Louis Sanou aufzutreten. Großartige Musiker!
In September 2006 gab ich die mit Karim und Louis Sanou aufgenommene CD Kamalenya heraus.....


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DIABATE - PUSCHNIG - SASS

Mit dem österreichischen Saxophonisten Wolfgang Puschnig, dem amerikanischen Tubaspieler Jon Sass und dem aus Burkina Faso stammenden Balafon und Ngoni-Virtuoden Mamadou Diabate vereinigen sich an diesem Abend zum gemeinsamen Musizieren drei Instrumentalisten, deren musikalische Sozialisation entgegengesetzter nicht sein kann. Was die BesucherInnen erwarten dürfen, ist eine akustische Reise, welche durch unterschiedlichste Klangtraditionen führt.
Puschnig, Sass und Diabate machen Musik, die gleichzeitig abstrakt und real ist. Sie ist ein physisch und psychisch erfahrbarer Ausdruck von Leben, Kommunikation, Individualität und Gemeinschaft. Pulsierende Rhythmen als Basis für herrliche Melodienbögen zeigen den großen Variantenreichtum. Dafür bestimmend ist das Balafon, sowohl bei altem Sambla-Liedgut als auch bei Rhythmen und Tänzen aus Senegal und der Elfenbeinküste/Côte d’Ivoire.

Bei Wolfgang Puschnig (Pionier in Sachen Crossover zwischen Jazz und volkstümlicher Musik), Jon Sass (seines Zeichens einer der anerkanntesten und hochgeschätztesten Tubaspieler der Welt), und Mamadou Diabate (ein wahrer Rhythmusvirtuose) handelt es sich um drei Instrumentalisten, die in ihrem Schaffen, von der Neugier nach dem Neuen angetrieben, eine ungemeine künstlerische Offenheit, Experimentierfreude und Wandlungsfähigkeit an den Tag legen. Jeder für sich ist seit Jahren bestrebt, nicht in einem bestimmten einzelnen Stil oder Genre zu verharren, sondern vielmehr über den eigenen musikalischen Tellerrand zu blicken. Ohne jegliche Berührungsängste wandeln Puschnig, Sass und Diabate in ihren Projekten an den Schnittstellen der verschiedenen Spielformen und bedienen sich je nach Lust und Laune einmal aus dem einen und einmal aus einem anderen musikalischen Pool.

Gemeinsam versuchen die drei international gefragten Instrumentalisten neue Klangräume auszuloten, in welchen unterschiedliche musikalische wie kulturelle Traditionen miteinander in Verbindung gesetzt werden. Hier treffen drei vollkommen verschiedene, individuell geprägte Klangsprachen aufeinander, welche, miteinander verwoben, ihrerseits eine ganz neue ergeben. Eine, in der Elemente des Jazz genauso ihren Platz finden, wie weltmusikalische Einflüsse. Was entsteht ist eine sich ständig in Bewegung befindliche Mischung aus wunderbaren, dichten Melodiebögen, genährt aus unterschiedlichen Klangtraditionen, und höchst variantenreichen Rhythmen, kurz ein ungemein international klingender Sound.
Wer Musik abseits herkömmlicher Konventionen präsentiert bekommen will, ist hier richtig....


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MAMADOU DIABATE's PERCUSSION MANIA