Vor 25 Jahren retteten neun Studenten in Havanna den Son vor dem Aussterben. Sie gründeten die Band Sierra Maestra, benannt nach jener Bergkette im Osten Kubas, in deren Hügellandschaft der Son, die Wurzel weltweit populärer Musikstile wie Mambo, Cha-Cha oder Salsa entstand, und reanimierten die alte akustische Musik aus der Provinz.
Bläser, die dreisaitige Gitarre Tres, Bongos und Claves standen plötzlich wieder im Mittelpunkt einer unverwüstlichen Tanzmusik, die von schneidenden Trompetensoli, ausgefeilten Vokalsätzen und einer ebenso selbstverständlich wie vertrackt wirkenden Rhythmik lebt.
"Wir lieben was wir tun, und deshalb wird unser Feuer auch nie verlöschen" lautet das gemeinsame Credo von Sierra Maestra und mit besagten Feuer treiben sie auch den letzten Tanzmuffel aus seinem Sitz.
Die kubanische Musik, hier ist sie in all ihren Stimmungen präsent mit wunderbaren Harmoniegesängen, Solostimmen, die mit den Bläsern des öfteren ins Duett treten und immer wieder den sich langsam zu wahren Gruppen-Feuerwerken aufbauenden son-montunos, die zu den weltweit gefeierten Höhepunkten eines jeden Sierra Maestra-Konzerts zählen.
Kein Zweifel, diese Band hat einen wunderbaren Swing, den jede Nummer ihres Repertoires in sich trägt. Selten wurde das besondere Flair des Son, der Kollektivgeist der Musiker, ihre Stimmen, Soli und die bedeutungsvollen Texte, packender zelebriert als bei Sierra Maestra.
"Sierra Maestra" - Authentischer Son aus Kuba
"Sierra Maestra" ist eine der beliebtesten Son-Bands Kubas. Die 1976 in Havanna gegründete Gruppe hat den traditionellen Son der zwanziger und dreißiger Jahre wiederbelebt, vorsichtig modernisiert und in den kubanischen Mainstream eingeführt. Nachdem "Sierra Maestra" die Insel erobert hatte und auf verschiedenen Festivals repräsentieren durfte, produzierte das Ensemble mehrere internationale Alben. Konzerttourneen führten die Musiker nach Europa, Afrika, Asien und in die USA. Ihr Bandleader, der Très-Virtuose Juan de Marcos Gonzales, ist gleichzeitig Chef der "Afro-Cuban All Stars" und Mastermind des "Buena Vista Social Club".
Als sich 1976 in Havanna neun Studenten zusammenfanden, um "echte" kubanische Musik - den "son autentivo" - zu spielen, ahnten sie wohl kaum, dass "Sierra Maestra", wie sie sich nach dem höchsten Gebirge Kubas nannten, bald zu einer der bekanntesten und beliebtesten Son-Bands Kubas werden sollte und der Son 30 Jahre später mit dem "Buena Vista Social Club" sogar die Hitparaden der ganzen Welt stürmen würde. Das Erfolgsrezept: Ausgezeichnete Musiker und Sänger suchten ihre Vorbilder in den besten kubanischen Musikgruppen der ersten Jahrhunderthälfte, fügten der Musik neue Elemente hinzu und schufen ihren persönlichen Stil.
100 hundert Jahren im Osten Kubas, in der Bergkette "Sierra Maestra", so erzählen es sich die alten Zuckerrohrpflanzer. Die Menschen aus dieser Region gelten als noch etwas heißblütiger als ihre Landsleute im Westen, in Havanna oder Pinar del Rio. Dies könnte auch eine Folge der über die Jahrhunderte entstandenen Mischung verschiedenster Ethnien und Völker sein. Hier trafen Spanier, Franzosen, (Afro-)Haitianer, Dominikaner, indianische Völker und viele unterschiedliche afrikanische Ethnien wie z.B. die Bantú aufeinander. Vielleicht ist es kein Zufall, dass in den Bergen der "Sierra Maestra" sowohl der erste Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier (1868) und die kubanische Revolution (1959) als auch der Son, seinen weltweiten Siegeszug startete. Auch wenn er 1920 die Hauptstadt Havanna erreichte, ist der Son heute noch im Oriente lebendig.
Die Musiker von "Sierra Maestra" spielen vorwiegend akustische Instrumente in der traditionellen Son-Besetzung: Trompete, Gitarren und afro-kubanische Perkussion. Spanische Gitarre und die kleine dreisaitige Très werden dabei von einem Bass unterstützt. Die Gruppe vergrößerte die traditionelle Besetzung mit zusätzlicher Perkussion (Congas und Maracas) und ersetzte die alte Marímbula durch den Elektrobass. Dies alles bildet die Grundlage für die Gesangsparts - eine besondere Stärke von "Sierra Maestra", denn alle Musiker sind gleichzeitig hervorragende Vokalisten. Maceíto, der Lead-Sänger der Band, ist heute einer der berühmtesten Soneros Kubas. Eine weitere wichtige Neuerung: Einige Guaracha-Rhythmen wurden beschleunigt, um vom langsamen engen Paartanz der zwanziger Jahre wegzukommen.
"Sierra Maestra" ist zweifellos eine der besten Son- (oder Salsa-)Bands, die gegenwärtig in der spanischen Karibik zu finden sind. Die Musiker sind der Weltmusik-, Salsa- und Songemeinde seit der durch den "Buena Vista Social Club" ausgelösten Kubabegeisterung auch aus anderen Formationen bekannt und gelten als d i e Botschafter des Son. So spielt beispielsweise der "Sierra Maestra" -Trompeter und Professor für Trompete Jesús Alemañy solo oder bei dem international renommierten Ensemble "Cubanismo". Dies gilt aber vor allem für den musikalischen Direktor, Très-Virtuosen und Sänger Juan de Marcos Gonzales. Der hat eigentlich kaum noch Zeit für seine ursprüngliche Band. Denn mittlerweile tourt er mit den "Afro-Cuban Allstars" durch die Konzerthallen der Welt und ist Arrangeur und Generalbevollmächtigter des "Buena Vista Social Club". Hat Juan de Marcos Gonzales mit "Sierra Maestra" Kuba mit dem Son erobert, so hat er das weltweit mit dem "Buena Vista Social Club" und den "Afro-Cuban Allstars" fortgeführt.
Bei "Sierra Maestra" stehen plötzlich wieder Bläser, die dreisaitige Gitarre Très, Bongos und Claves im Mittelpunkt einer unverwüstlichen Tanzmusik, die von schneidenden Trompetensoli, von ausgefeilten Vokalsätzen und einer ebenso selbstverständlich wirkenden wie vertrackten Rhythmik lebt. "Wir lieben was wir tun, und deshalb wird unser Feuer nicht verlöschen", sagen die Musiker und treiben bei Live-Konzerten mit diesem Feuer selbst den letzten Tanzmuffel aus dem Sessel.
Auftritte von "Sierra Maestra" sind immer ein Fest, das dem Son gewidmet ist. Die Band hat kubanische Stimmungen in allen Schattierungen in ihrem Repertoire: Wundervolle polyphone Harmoniegesänge, aus denen sich die Lead-Stimme von José Antonio Rodriguez, besser bekannt als Maceíto, herauslöst. Ihre Vokallinien wetteifern mit strahlenden Blechbläsern im Duett. Rootslastige Guajira, riffender Afro-Cuban Jazz und gefühlvolle Boleros stehen neben feurigen Montunos, derer in einem "Sierra Maestra"-Konzert normalerweise gleich drei zu hören sind. Dabei verliert diese Band nie ihren wunderbaren Swing.
"Sierra Maestra" hat entscheidend mit dafür gesorgt, dass der Son, jene Quelle weltweit populärer Musikstile wie Mambo, Cha-Cha oder Salsa, nicht mehr vom Aussterben bedroht ist. Im Gegenteil: Allein in Santiago de Cuba gibt es heute um die 40 Gruppen, die sich ganz dem Son und anderen traditionellen Musikstilen verschrieben haben.
Biographie:
1976 fand in Havanna der erste Auftritt von neun Musikern statt, die sich "Sierra Maestra" nannten - nach dem gleichnamigen Gebirgszug, aus dem der traditionelle kubanische Son stammte. Ihr Ziel war und ist bis heute, diesen traditionellen Musikstil zu beleben und in allen seinen Schattierungen zu entfalten. Sie spielten bald auf den alljährlich stattfindenden kubanischen Universitätsfestivals, traten regelmäßig im Fernsehen auf und wurden schnell im ganzen Land populär.
1978, zwei Jahre nach ihrer Gründung, wurden sie als Repräsentanten Kubas beim "Festival de la Juventud y los Estudiantes" in Havanna ausgewählt. Ihr erstes Album, "Sierra Maestra llegó con el guanajo relleno" aus dem Jahr 1981, erhielt gleich eine Silberne Schallplatte für außergewöhnlich hohe Verkaufszahlen, große Popularität und gute Kritiken. Im gleichen Jahr traten sie zum ersten Mal außerhalb Kubas in Nicaragua auf. 1982 nahmen sie ihre zweite LP "Y Son Así" auf und tourten erneut durch Nicaragua und Angola. 1983 gewannen sie den "Benny Moré-Preis" und gaben Konzerte in Finnland, Schweden, Frankreich und Spanien. Im gleichen Jahr produzierten sie den Soundtrack zu der kubanischen Fersehserie "Las Impuras" und ihr Song " A los rumberos de Belén" wurde in Robert Redfords Film "Milagro, der Krieg im Bohnenfeld" verwandt.
Seitdem hat "Sierra Maestra" ihr Publikum in Europa, Afrika, Asien und den USA immer wieder begeistert und auch einige Alben im Ausland aufgenommen. 1992 auf einer Tournee in Europa entstand in Berlin in einer Zusammenarbeit des Hauses der Kulturen der Welt, des SFB und WERGO die CD "Son Highlights From Cuba". 1994 folgte "Dundunbanza" bei World Circuit Records in London. Seitdem erschienen u. a. die Alben "Rumberos de la Habana", "Tibiri Tabara", "Sierra Maestra" und ein französischer Spielfilm "Salsa", in dem die Gruppe auftrat
Publikationen:
Auswahl:
Sierra Maestra llegó con el guanaco relleno, 1981
Y Son Así, 1982
Son Highlights From Cuba, 1992
Dundunbanza, 1994
Tibiri Tabara, 1998
Coco Mai Mai, 1998
Rumberos De La Havana, 1999
Sierra Maestra, 2000
Die beteiligten Musiker:
Alejandro Suárez - vocals, claves
Alberto Valdés - vocals, maracas
Luis Barzaga vocals - cowbell
Carlos González - bongo, congas, batá-drums, cowbell
Carlos Puisseauc - güiro
Jesús Alemañy - trumpet
Eduardo Himely - bass
Juan de Marcos González - vocals, très
José Antonio Rodriguez - vocals, très
José Antonio Rodriguez - vocals, guitar