OQUESTRADA : PORTUGAL
Man hat sich schon so an die melancholische Nationalmusik Portugals gewöhnt, dass man derart lebensfrohe Klänge aus dieser Ecke Europas gar nicht erwartet hätte. Doch die ehemaligen Straßenmusikanten von Oquestrada räumen mit allen Fadoklischees auf.„Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, Europa und der Welt zu zeigen, dass es in Portugal mehr als Fado gibt“, sagt Sängerin Marta Miranda kämpferisch. „Tasca Beat“ nennt die sechsköpfige Truppe ihr musikalisches Potpourri. Mit proletarischem Glamour wirbelt sie kapverdische Morna und Funaná, Walzer,
Chanson, Balkan und Pop mit einem Hauch von Fado durcheinander und kreiert so einen ganz eigenen Stil. In einem einzigen Song prallen Tango und Musette auf Ska, Hip-Hop und Fado. Oquestrada nehmen sich die Freiheit und reißen alle musikalischen Grenzen ein.
„Wir machen Straßenmusik, und ich singe so, wie mir der Schnabel gewachsen ist.“ - „Unser Land ist nicht mehr dasselbe wie vor vierzig, fünfzig Jahren. Es sind viele Einwanderer nach Lissabon gekommen, sowohl aus dem Norden und dem Süden Portugals, aber auch aus Brasilien, Osteuropa und Afrika“, erklärt Miranda. „Die meisten von ihnen leben an der Peripherie der Hauptstadt, und alle haben ihre eigene Musik mitgebracht.“ Almada heißt der Vorort, in dem sich die Kulturen mischen. Er liegt auf der Südseite des Tejo, im Schatten der Cristo-Rei-Statue. Die Musikalität dieses Portugals abseits des Touristenstroms in Lissabons Altstadt einzufangen, ist das erklärte Ziel von Oquestrada
„Die Menschen wohnen eng aufeinander, aber oft wissen sie nichts voneinander. Wir wollen das ändern, indem wir ihre Musikstile bündeln und damit das neue musikalische Gesicht Portugals zeigen.“ Und so kreieren Oquestrada einen Sound, der von einem Land im Umbruch erzählt. Ein Sound, der dem Fado zuzwinkert und die multikulturelle Nachbarschaft der Vorstadt besingt.
Auch die Band ist ein Spiegelbild der neuen Zeit. Marta Miranda selbst stammt zwar aus Lissabon, zog aber mit neun Jahren mit ihrer Familie in den Süden – wo das Stadtkind eine für sie neue und sehr ländliche Welt entdeckte. Kontrabassist Jean Marc Pablo ist Franzose und wuchs im Pariser Vorort Bry sur Marne auf. Trotzdem entwickelte er schon als Kind eine enge Beziehung zu Portugal, stammten doch seine Nachbarn von dort. Jedes Jahr verbrachten sie ihren Sommerurlaub in der Heimat; bei ihrer Rückkehr war das Auto dann voll beladen mit Orangen und bacalhao, dem Stockfisch-Nationalgericht.